Ohne Preis, kein Fleiß

Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – Pilotabschluss beim WDR

Es war ein Abschluss mit Pilotwirkung. Trotz der Widerstände aus Politik und anderen ARD-Anstalten konnte am 19. November des vergangenen Jahres beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) ein Gehaltstarifvertrag vereinbart werden. Weitere öffentlich-rechtliche Anstalten folgten, bei einigen dauern die Verhandlungen noch an. Die Beschäftigten des Bayerischen Rundfunks (BR) und der Deutschen Welle (DW) gehen für ihre Forderungen wirksam vors Tor. Musik aus der Konserve konnte nicht immer den Ausfall anspruchsvoller Sendungen ersetzen.

Mit dem neuen Gehaltstarifvertrag beim WDR werden die Gehälter in zwei Schritten um insgesamt 2,7 % erhöht: ab dem 1.9.2003 (rückwirkend) um 1,7 Prozent und ab dem 1.1.2005 um weitere 1 Prozent. Zusätzlich gibt es für das 2. Halbjahr 2003 eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro (= 50 Euro pro Monat). Die Kinderzuschläge steigen in gleicher Weise linear. Die Ausbildungsvergütungen werden entsprechend linear angehoben und die Auszubildenden erhalten eine Einmalzahlung von 100 Euro. Künftig haben auch sie an Heiligabend und Silvester frei, das heißt, sie müssen die Stunden nicht mehr vor- bzw. nacharbeiten. Die Honorare der Freien werden ebenso angehoben. Arbeitnehmerähnliche Freie, die für 2002 einen vollen Urlaubsanspruch berechtigt geltend gemacht haben, erhalten eine Einmalzahlung von 350 Euro. Die Laufzeit des Vertrages endet am 31.Mai 2005. In den zähen und langwierigen Verhandlungen wurde außerdem erreicht, dass der freie Tag (§6a) erhalten und das Urlaubs- und Weihnachtsgeld unangetastet und dynamisiert bleiben.

Inzwischen gibt es Abschlüsse beim Südwestrundfunk (SWR), beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), beim Deutschlandradio (DLR), beim Hessischen Rundfunk (HR) und beim Saarländischen Rundfunk (SR). Die Einigung beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) bedarf noch der Bestätigung des zuständigen Gremiums und ist deshalb noch nicht in Kraft. Bei Radio Bremen (RB), dem Bayerischen Rundfunk (BR), dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Deutschen Welle (DW) laufen die Verhandlungen. Die Tarifverträge in den anderen Anstalten sind im Ergebnis durchaus mit dem WDR- Abschluss, der knapp unter dem des Öffentlichen Dienstes liegt, vergleichbar. Im Detail weichen sie jedoch unterschiedlich um einige Zehntel Prozentpunkte, in den Einmalzahlungen und auch in den jeweiligen Terminen der Erhöhungen vom Piloten ab. Auch die Verhandlungen für die Freien sind von unterschiedlicher Dauer. Im ZDF wurde zum Beispiel Mitte Januar vereinbart, für die Monate Juni bis Dezember 2003 eine Einmalzahlung von 420 Euro für alle arbeitnehmerähnlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu zahlen. Seit dem 1. Januar 2004 werden die tatsächlich gezahlten Vergütungen um 2,1 Prozent erhöht. Alle Laufzeiten enden im Jahr 2005, wobei der NDR das Schlusslicht bildet mit dem Monat September.

Weitere aktuelle Beiträge

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »