RBB: Nein zu zwei Jahren Nullrunde

Fernsehzentrum des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) in Berlin. Foto: rbb/Gundula Krause

Mitarbeiter*innen und Gewerkschaften reagieren entsetzt auf die gescheiterten Tarifverhandlungen beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). In den kommenden Tagen wollen rund 350 der insgesamt 1.500 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spontan Urlaub nehmen. Die Aktion läuft unter dem Motto: „Wir sind nicht da“. Zuvor hatte Intendantin Katrin Vernau erklärt, das bisherige Angebot gelte nur noch, wenn die Beschäftigten von 2024 bis 2026 überhaupt auf Tariferhöhungen und auch Erhöhungen des Honorarrahmen Programm verzichteten.

In der vergangenen Woche erreichte die Verhandlungsführer*innen der Gewerkschaften statt eines Termins für einen Tarifabschluss eine Einladung zu einem Gespräch mit dem Betreff: „Stand der Gehaltstarifverhandlungen“. Wie Kathlen Eggerling von ver.di erklärte, habe Intendantin Katrin Vernau „völlig überraschend ausrichten lassen, dass das bisherige Angebot nun an zusätzliche Bedingungen geknüpft ist. Wir fragen uns, mit wem ist da zwischenzeitlich verhandelt worden? Mit dem Verwaltungsrat? Wir führen die Tarifverhandlungen! Und das bleibt auch so!“

Vernau hatte ihre Ansage damit begründet, dass es keine Beitragserhöhung geben werde. ver.di kritisiert, dass Frau Vernau die Laufzeit des Tarifvertrages um weitere zwei Jahre bis 30.09.2026 und damit weit in die Amtszeit der neuen Intendantin hinein verlängern will. Sie würde darüber hinaus auch noch in die ARD sowie auf die dort anstehenden Tarifrunden Einfluss nehmen.

Damit beschädige Katrin Vernau nicht nur ihre persönliche Glaubwürdigkeit, sondern den gesamten RBB, so Eggerling. Darüber hinaus zerstöre sie die Vertrauensbasis der Tarifpartnerschaft. Sie erweise sich und der ARD einen Bärendienst und lasse sich von politischen Stimmungen treiben.

Dabei hatten sich die Gewerkschaften (Info) auf ein Angebot des RBB mit einer 24-monatigen Laufzeit bis 30.9.2024 eingelassen, um jetzt zügig zu einem Abschluss zu kommen. Schon der Verzicht auf unter anderem eine nachhaltige soziale Komponente sowie die vielen Leermonate seien ein ausgesprochen schmerzhaftes Zugeständnis gewesen. 

Jetzt sei eine rote Linie überschritten! Mit ver.di werde es keinen Tarifabschluss geben, bei dem zwei Jahre auf Tarif- und Honorarsteigerungen und die Erhöhung des Honorarrahmen Programm verzichtet wird. Außerdem wirft ver.di der scheidenden Interimsintendantin vor, ihrer Nachfolgerin Ulrike Demmer mit den offenen Tarifauseinandersetzungen ein Trümmerfeld zu hinterlassen. Als eine ihrer letzten Amtshandlungen torpediere sie eine Tarifeinigung und provoziere einen neuen Konflikt mit enormer Sprengkraft.

Vernau hatte vor einigen Tagen die Krise des RBB für beendet erklärt. Für ver.di stellt sich das Bild anders dar: „Wir empfinden es als ignorant, dass in dieser Krise die Belange der Beschäftigten nur eine untergeordnete Rolle spielen sollen. Die Krise des RBB lässt sich nicht nur an roten Zahlen festmachen, sondern zeigt sich auch am Umgang mit den Beschäftigten!“


Mehr und immer aktuelle Informationen auf der Website der RRB-Freien: rbbpro | Respekt und Rechte für Freie

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »