Rheinische ReGe – Zweckehe auf tarifloser Basis

Obwohl man auch im Medienkonzern DuMont Schauberg (MDS) mit solchen Zweckehen seit der „Redaktionsgemeinschaft“ von Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung eher ungute Erfahrungen gemacht hat, startet in Köln ein neuerliches Kooperationsprojekt: angekündigt ist die „Rheinische ReGe“.

Dorthin sollen ab Juni 2014 Lokalredaktionen von Kölnischer Stadtanzeiger (MDS) und Kölnischer Rundschau (Heinen-Verlag) ausgelagert und zusammengefasst werden – auf tarifloser Basis. Die Verlage wollen so 30 Redakteursstellen und zahlreiche Pauschalisten in den betroffenen Lokalredaktionen Rhein-Erft, Rhein-Sieg, Euskirchen und Oderberg abbauen. Vier Millionen Euro jährlich soll das sparen. Beim Kölnischen Stadtanzeiger erhofft man sich sogar noch eine Million zusätzlich, weil mehr Texte von der Berliner MDS-Redaktionsgemeinschaft übernommen werden. Deshalb ist auch in der Kölner Mantelredaktion Stellenabbau zu befürchten. Die „Rheinische Redaktionsgemeinschaft GmbH“ werde 67 redaktionelle Mitarbeiter ständig beschäftigten, hieß es in einer MDS-Pressemitteilung. Unklar, wie viele davon festangestellt. Jedoch behaupten DuMont und Heinen, dass dadurch im jeweiligen Verbreitungsgebiet künftig mehr Lokalredakteure zur Verfügung stünden.
Das Vorhaben erinnere fatal an das Modell der Funke-Gruppe, die Lokalredaktionen von vier Blättern zusammengelegt hatte und 330 Redakteursstellen abbaute. „Es führte letztlich zur Einstellung der Westfälischen Rundschau und weiteren 120 arbeitslosen Redakteuren“, erinnert Renate Gensch, Betriebsratsvorsitzende des Berliner Verlages. Die Interessenvertretungen bei MDS in der Hauptstadt und in Köln kritisieren außerdem, dass sich Kölnische Rundschau-Verleger Helmut Heinen als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger und BDZV-Ehrenpräsident Alfred Neven DuMont als Vorreiter in Sachen Tarifflucht gerieren.

    neh

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »