Schlussredakteure entlassen

Abbau von Qualität und Arbeitsplätzen bei Bauer in Hamburg

Qualität scheint beim Bauer Verlag ganz groß geschrieben zu werden. So sagte Geschäftsleitungsmitglied Thomas Schneider kürzlich in einem Zeitungsinterview: „Der Leser soll sich auch in Zukunft für die Bauer Zeitschrift entscheiden, weil er fühlt, er bekommt hier die beste Quali­tät.“ Für zehn Schlussredakteure und -redakteurinnen des Verlages muss dieser Spruch wie Hohn klingen.

Die Journalisten, die ja gerade zu den Garanten fehlerfreier Produkte zählen, erhielten Ende 2005, ausgerechnet zum Weihnachtsfest, ihre Kündigung. Zwei Redakteure sind bereits freigestellt, der letzte wird Mitte des Jahres seinen Schreibtisch räumen müssen. Betroffen sind Kolleginnen und Kollegen der Zeitschriftentitel Neue Post, Auf einen Blick, Fernsehwoche, TV Hören und Sehen und TV 14.
Beschäftigte von Bauer protestierten am 30. November auf einer Kundgebung von ver.di und DJV vor dem Verlagshaus in Hamburg gegen die Entscheidung. 300 Angestellte un­terschrieben eine Erklärung, in der die Rücknahme der Kündigungen gefordert wird. „Journalistische Qua­lität verkommt zum Schlagwort in Sonntagsreden“, heißt es in einer Erklärung von verdi. Der Konzernbetriebsrat kritisiert, dass die Arbeit der Gekündigten nun auf die übrig gebliebenen Beschäftigten verteilt wird :„Schon jetzt sind alle an die Grenze ihrer Belastbarkeit gestoßen.“ Und: „Schlussredakteure rauszuschmeißen ist nicht nur für die Betroffenen eine Tragödie. Auf Qualität zu verzichten, ist die Aufgabe einer verlegerischen Grundpflicht.“

mt

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Hartes Brot: Freie im Journalismus

Freie Journalist*innen oder Redakteur*innen haben es häufig nicht leicht: Sie werden oft schlecht bezahlt, nicht auf Augenhöhe behandelt, Mails und Anrufe werden zuweilen ignoriert, sie warten auf Rückmeldungen zu Themenangeboten, Redaktionen sind in manchen Fällen für sie nicht zu erreichen. So geht es vielen Freien, egal, welches Medium.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »