Redakteur*innen und Angestellten des „Tagesspiegels“ in Berlin machten am 15. März ihrem Ärger Luft. Sie protestierten in einer „aktiven Mittagspause“ gegen das inakzeptable Angebot der Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen. Tarifliche Gehaltssteigerungen soll es nur dann geben, wenn das Unternehmen im Jahr zuvor ein positives Geschäftsergebnis erzielt hat. Die erste Erhöhung wäre demnach frühestens im Januar 2023 möglich.
Seit dem 29. Juni 2021 führen ver.di und DJV/JVBB Tarifverhandlungen mit der Geschäftsführung des Verlags Der Tagesspiegel GmbH. Die Arbeitgeber haben nun in der 7. Tarifverhandlung Position bezogen und ein aus Sicht von ver.di vollkommen inakzeptables Angebot vorgelegt. Mindestens bis zum Januar 2023 soll alles beim Alten bleiben. Danach sieht der vorgeschlagene Plan eine stufenweise, auf fünf Jahre gestreckte Angleichung an das Niveau der Flächentarifverträge für Redaktion und Verlag vor. Jede dieser Anhebungsstufen wäre aber an die Bedingung geknüpft, dass das Unternehmen im Jahr zuvor mindestens eine „schwarze Null“ geschrieben hat.
Die ca. 510 Beschäftigten des „Tagesspiegels“ sind ohne Tarifbindung. Die Gewerkschaften fordern die Anwendung des Mantel- und Gehaltstarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen, einen Tarifvertrag über die Altersversorgung für Redakteur*innen an Tageszeitungen und für die Angestellten den Mantel- und Gehaltstarifvertrag für die kaufmännischen Angestellten in den Verlagen von Tageszeitungen im Lande Nordrhein-Westfalen.
„Die Arbeitgeber haben sieben Tarifverhandlungen lang verschleppt und verzögert, unsere Geduld ist erschöpft. Das nun vorliegende Angebot ist inakzeptabel, da es das volle wirtschaftliche Risiko auf die Beschäftigten verlagert und erst bei einer vermeintlichen „Schwarzen Null“ die Arbeitsbedingungen verbessern will. Der Tagesspiegel ist eine überregionale Tageszeitung mit einer herausragenden redaktionellen und wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren. Die Beschäftigten wollen geregelte Arbeitsbedingungen und regelmäßige Gehaltserhöhungen und keine Nullnummern, das werden wir deutlich machen“, sagt Jörg Reichel, Gewerkschaftssekretär in ver.di Berlin-Brandenburg. „Es ist Zeit für ein faires Angebot beim Tagesspiegel“.