Tageszeitungen: Fahrlässig und unzumutbar

Die Rote Karte für die Verleger - hier auf der Streikkundgebung in Ulm 2016
Foto: Rudi Kleiber

Als „enttäuschend“ bezeichnete die dju in ver.di das Angebot des Bundesverbands deutscher Zeitungsverleger (BDZV) für die Tageszeitungsredaktionen in der zweiten Verhandlungsrunde in Düsseldorf am 20. Februar. Dem­nach sollen die 13.000 Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten frühestens ab dem 1. August 2018 mehr Geld erhalten.

Verteilt auf zwei Stufen sollen insgesamt 2,4 Prozent bei einer Laufzeit von insgesamt 30 Monaten gezahlt werden. Sprünge in der Berufsjahresstaffel werden von Weiterbildung und entsprechenden neuen Zuständigkeiten abhängig gemacht. „Das ist eine dreifache Zumutung: bezogen auf die lange Laufzeit, die vielen Nullmonate und die geringe Erhöhung der Gehälter und Honorare. Das ist ungenügend“, kritisierte der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel. „Statt Berufseinsteigern und erfahrenen Zeitungsjournalisten spürbare Einkommenssteigerungen anzubieten, wollen die Verleger den Zugang zu Berufsjahresstufen einschränken“, erklärte  er, und weiter: „Der Tarifpartner BDZV trägt dem Druck in den Redaktionen und der Notwendigkeit, dem mit attraktiven Bedingungen zu begegnen, fahrlässig wenig Rechnung. Das ist ein verheerendes Signal für die Redaktionen“.

Die dju in ver.di fordert 4,5 Prozent mehr Geld für die Tageszeitungsredaktionen, mindestens aber 200 Euro. Die Verhandlungen werden am 12. März 2018 in Stuttgart fortgesetzt.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Österreichs Rechte greift den ORF an

Eines muss man Herbert Kickl lassen – einen Hang zu griffigen Formulierungen hat er: „Die Systemparteien und die Systemmedien gehören zusammen, das ist wie bei siamesischen Zwillingen,“ sagte der FPÖ-Spitzenkandidat auf einer Wahlkampfveranstaltung im September. „Die einen, die Politiker, lügen wie gedruckt, und die anderen drucken die Lügen. Das ist die Arbeitsteilung in diesem System“. Seinen Zuhörenden legte Kickl mit seinen Worten vor allem eins nahe: Die rechte FPÖ könne dieses dubiose System zu Fall bringen oder zumindest von schädlichen Einflüssen befreien.
mehr »

Die Entstehung des ÖRR in Deutschland

Im Jahr 1945 strahlten die deutschen Radiosender Programme der Militärregierungen aus. Zum Beispiel Norddeutschland. Dort hatte der nationalsozialistische Reichssender Hamburg am 3. Mai seine Tätigkeit eingestellt. Nur wenige Stunden später besetzten britische Soldaten das Funkhaus und schon am 4. Mai erklang eine neue Ansage: „This is Radio Hamburg, a station of the Allied Military Government.”
mehr »

KI sitzt am Redaktionstisch

Erst vor wenigen Jahren hat ein Großteil der Menschen überhaupt erfahren, was Künstliche Intelligenz (KI) in der Praxis bedeutet. Genauer gesagt: Viele Menschen haben mit ChatGPT einen ersten Eindruck davon bekommen, wie Maschinen Texte formulieren, Prüfungsaufgaben in Sekundenbruchteilen lösen oder umfangreiche Artikel in wenigen Sekunden auf wesentliche Inhalte zusammenfassen. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zieht die generative KI seitdem ein.
mehr »

Klimajournalismus im Aufwind

Noch immer wird zu wenig über den Klimawandel und seine Folgen informiert. Daran tragen auch Medien eine Mitschuld. Das Netzwerk Klimajournalismus will  Klima-Wissen in die Redaktionen bringen und ermöglicht Austausch unter Journalist*innen und Medienschaffenden. Wir sprachen im M-Podcast mit Jürgen Döschner.
mehr »