ver.di-Eintritte: Twitter-Beschäftigte wehren sich

Kaum hatte Elon Musk den Übernahmevertrag für Twitter unterschrieben, feuerte er von jetzt auf gleich die gesamte Führungsriege in den USA. Nur eine Woche später erhielten weltweit nahezu 50 Prozent der 7.500 Twitter-Beschäftigten per E-Mail ihre Kündigung. Insgesamt 3.738 Mitarbeiter*innen wurden noch am selben Tag sämtliche Zugänge zum Betrieb einschließlich ihrer Mail-Accounts gesperrt. Unter den rund 30 Beschäftigten der Twitter Germany GmbH in Deutschland wurden die Kündigungen am 4. November per Mail angekündigt, später per Post zugesendet.

Seit den Kündigungen tauschen sich die Teams – betroffen ist vor allem der Bereich der Software-Entwicklung – über Signal- oder WhatsApp-Gruppen aus. In den USA haben Beschäftigte eine Sammelklage gegen die Entlassungen eingereicht. Elon Musk hätte die Kündigungen nach amerikanischen Recht mindestens 60 Tage vorher schriftlich ankündigen müssen.

Viele Kolleg*innen in Deutschland wurden Mitglied von ver.di. Sie führen nun ihre Kündigungsschutzklagen mit ver.di an der Seite. Auch einen Betriebsrat wollen sie gründen. Gewerkschaftssekretär Hikmat El-Hammouri, der für ver.di auch schon bei TikTok den ersten Betriebsrat mit den Beschäftigten installiert hat und jetzt die Twitter-Beschäftigten auf diesem Weg begleiten wird, ist sich sicher: „Das macht Schule.“ All die Beschäftigten in den Social-Media-Unternehmen und sogenannten Start-ups, die immer glaubten, so etwas wie Mitbestimmung, Vertrauensleute oder Betriebsräte bräuchten sie nicht, das passe nicht in die neue coole digitale Arbeitswelt, sehen nun, auch Gewerkschaften können cool sein, und helfen, Chefs wie Musk in den Arm zu fallen.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Aktuelles aus der Medienbranche 3/24

Im dritten Quartal des Jahres setzten sich die bisherigen Trends der Medienbranche fort: Print-Periodika schrumpfen, Online nimmt zu, die Buchbranche wächst leicht. Axel Springer wird aufgespalten. Der „Markt“ für Übernahmen und Beteiligungen im Medienbereich verengt sich. Die Quartalsberichte stützen sich auf die Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen.
mehr »