Warnstreik im RBB

Gehälter und Honorare sollen ARD-Niveau erreichen

„Diese Kröte schlucken wir nicht.“ Mit der kämpferischen Ansage reagieren die Beschäftigten auf das Angebot der RBB-Geschäftsleitung für die zukünftig im Sender zu zahlenden Gehälter und Honorare bei dem Verschlechterungen im Manteltarif gegengerechnet werden sollen. Mit einem dreistündigen Warnstreik vor dem Berliner Fernsehzentrum verliehen sie am 1. Oktober ihren Forderungen Nachdruck.

Nachdem die Gewerkschaften nach der ersten Verhandlungsrunde am 20. August noch verhalten positiv gestimmt waren, erklärten ver.di und DJV die zweite Runde am 18. September für gescheitert und verließen den Verhandlungstisch. Wie es hieß, habe die RBB-Geschäftsleitung dort erneut ein verbessertes Angebot für Gehaltserhöhungen davon abhängig gemacht, dass die Gewerkschaften gleichzeitig über Verschlechterungen im Manteltarifvertrag verhandeln. ver.di und DJV lehnen dies ab. Die angestellten und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders seien in den vergangenen Jahren weit hinter das Einkommensniveau der anderen ARD-Sender zurückgefallen.
Da mit Auslaufen des Tarifvertrags am 30. September die Friedenspflicht endete, konnten die Gewerkschaften für den 1. Oktober zu einem Warnstreik aufrufen. Rund 500 feste und freie Mitarbeiter aus allen Standorten nahmen daran teil, solidarisch unterstützt von einigen Kolleginnen und Kollegen vom NDR und MDR. Unter dem Motto „Genug gespart am Programm und denen, die es machen“ protestierten sie gemeinsam gegen das bisherige Angebot der Geschäftsleitung, das für die Festen eine Gehaltserhöhung von 2 x 2,2 Prozent vorsieht und die Zahlung eines geforderten Sockelbetrags ablehnt. Den Honorarerhöhungen für die freien Mitarbeiter lägen veraltete Tarife zugrunde, nicht die tatsächlich gezahlten, so die Gewerkschaften. Real erhöhe sich damit das Einkommen der Freien um keinen Cent, so die Freienvertretung rbbpro.

Sendebetrieb eingestellt

Der Streik führte dazu, dass Inforadio seinen Sendebetrieb einstellen musste, stattdessen wurde auf Programme des MDR zurückgegriffen. Auf der moderierten Kundgebung gaben Vertreter von ver.di und DJV Statements ab, mit Livemusik und kabarettistischer Einlage wurde für Unterhaltung gesorgt. Viele Streikende trugen den rot umrandeten Button mit der durchgestrichenen Kröte. Auf Transparenten mit Sprüchen wie „Kappungsgrenze weg!“, „Auch beim RBB: Honorare auf ARD-Niveau“ oder „Zahlen! Nicht klagen, HAGEN“ drückten sie ihre Stimmung aus. Der angesprochene RBB-Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter bezeichnete in seiner Erklärung die Ansprüche der Gewerkschaften als realitätsfern. Er forderte sie auf, keine Tarifschlachten wie vor Jahrzehnten zu schlagen. Das Gebot der Sparsamkeit für ARD und ZDF angesichts geringer werdender Gebührengelder gelte für den RBB erst recht.
Allerdings will der RBB offenbar vor allem beim „Fußvolk“ sparen. Susanne Stumpenhusen, Vorsitzende des ver.di-Landesbezirks Berlin-Brandenburg, wies in ihrer Rede darauf hin, dass die Zahl der außertariflichen Verträge inzwischen höher sei, als sie es bei ORB und SFB gemeinsam jemals war. Stellen sollten ausschließlich bei den „Indianern“ abgebaut werden, von 55 gestrichenen Arbeitsplätzen sei lediglich eine Führungskraft betroffen. Hingegen seien Auslagerungen von Produktionen, Redaktionen und Betriebsteilen an der Tagesordnung. „Zukunftsfeste Programme brauchen engagierte, motivierte Beschäftigte. Und die verdienen eine angemessene Bezahlung!“, unterstrich die ver.di-Landesvorsitzende.
Für den 9. Oktober haben Geschäftsleitung und Gewerkschaften einen weiteren Verhandlungstermin vereinbart. Sollte sich die Geschäftsführung nicht bewegen, wird es weitere Streikaktionen geben, hieß es bei ver.di.

 ucb 

 

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