WDR bringt kein Licht ins Dunkel

Streikende WDR-Beschäftigte am 13. Oktober 2019 im Kölner Studio des "ARD-Presseclubs"
Foto: ver.di Medien NRW

Trotz eines erneuten Warnstreiks – der unter anderem zur Folge hatte, dass „Sportschau“-Moderatorin Julia Scharf aus einem dunklen Studio moderieren musste – hat die WDR-Geschäftsführung in der gestrigen sechsten Tarifverhandlungsrunde ihr Angebot nicht nachgebessert. Stattdessen stehen seitens des Senders weiterhin Gegenforderungen wie Einschnitte bei den Steigerungsstufen im Raum.

Die oft beschworene Wertschätzung der Mitarbeiter*innen im WDR gerate so zur Worthülse, twitterte ver.di im WDR.

Man wolle aber weiterhin mit der WDR-Geschäftsleitung im Gespräch bleiben und sei auch zu Kompromissen bereit, sollte der WDR ein Angebot vorlegen, dass sich auf dem Niveau des öffentlichen Dienstes bewegt, teilten die Gewerkschaften mit. Nächster und damit bereits siebter Verhandlungstermin ist dann der 19. November.

Am vergangenen Freitag, den 11. Oktober, hatte ver.di im WDR den gesamten WDR sowie den ARD, ZDF, Deutschlandradio Beitragsservice zu einem insgesamt 72stündigen Warnstreik vom 12. Oktober 4 Uhr morgens bis zum 15. Oktober 4 Uhr morgens aufgerufen. Die WDR-Tochter WDR mediagroup sowie deren Tochter WDR mediagroup digital waren für den gleichen Zeitraum zu einem Solidaritätsstreik aufgerufen.

Mehreren hundert streikenden WDR-Mitarbeiter*innen ist es gelungen, den Ausstand auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer sichtbar zu machen. So musste am Sonntagmittag der „Presseclub“ im Ersten von Köln ins Berliner Hauptstadtstudio ausweichen. „Ein Warnstreik im technischen Bereich in Köln zwingt uns zum Umzug“, teilte „Presseclub“-Moderator und WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn dem Publikum mit.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Betroffen war auch die „Sportschau“ am Sonntag, die Moderatorin Julia Scharf „unter etwas anderen Bedingungen“ und mit „unter anderem ein wenig wenig Licht“ moderieren musste. Bei „vollstem Verständnis für alle Seiten“ habe man sich jedoch entschieden, die Sendung trotzdem wie gewohnt stattfinden zu lassen.

Wie Sie sehen, sehen Sie nicht so viel wie sonst. „Sportschau“-Moderatorin Julia Scharf steht im Halbdunkel und verkündet den Zuschauer*innen auch den Grund: „Streikmaßnahmen der Gewerkschaft ver.di“.
Bild: Screenshot Das Erste

„Und täglich grüßt das MoMa-Tier“ hieß es dann mal wieder am Montagmorgen, als das vom WDR produzierte ARD-Morgenmagazin (MoMa) bereits zum vierten Mal seit Beginn der Streikmaßnahmen im WDR nicht live gesendet werden konnte. Wie schon beim letzten Mal am 18. September musste das Team noch früher als sonst seinen Dienst im Studio antreten, um eine Vorabaufzeichnung zu drehen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Mediengeschehen gibt der neue Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Im Frühjahr nun hat das Internet erstmals das Fernsehen als wichtigste Quelle für „News“ abgelöst. Die gedruckten Auflagen der Pressemedien gehen weiter zurück, die Digitalumsätze legen zu. Fest steht außerdem, Zeitungen erhalten keine Zustellförderung. 
mehr »

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »