Editorial: Worte sind wertvoll

„Worte sind wertvoll“, der Slogan erstrahlte abends an den Fassaden zentraler Gebäude in Augsburg, Bielefeld, Mannheim und Stuttgart. Es war eine von vielen Aktionen, die auf den monatelangen Tarifkampf der Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen aufmerksam machte. Auch wenn die Verleger sehr bemüht waren, Streikberichte in den Printmedien zu unterdrücken – lediglich um möglichst kleine Meldungen kam man nicht herum, die die Ausdünnung des Blattes wegen „Behinderung der Produktion durch Tarifstreit“ begründeten. Ein Plus dieses Streiks vor allem in den letzten Wochen vor dem Abschluss: Die Nähe zu den Leserinnen und Lesern. Mit vielfältigen kreativen Ideen kamen die Redakteure mit Bürgern ins Gespräch, gelang es den Fokus auf die aktuellen Probleme des Journalismus zu lenken, bei Kolleginnen und Kollegen auch in Verlagen und Druckereien, bei Volontären und Studenten. Politiker nahmen auf Kundgebungen das Mikrofon in die Hand, Künstler wie Bandmitglieder der „Söhne Mannheims“ gaben kleine Sonderkonzerte, Passanten auf der Straße fragten, was sie tun können, Leser beteiligten sich an Postkartenaktionen … (mehr…)
Die „härteste Tarifauseinandersetzung seit 20 Jahren in den Redaktionen“, so ver.di-Vize Frank Werneke, hätte ohne diesen Einsatz nicht zum erfolgreichen Ergebnis geführt.
Der Wert der Worte und Bilder rückt dieser Tage auch in den Blickpunkt, wenn wir die Auswirkungen der Anti-Terror-Gesetze auf die Unabhängigkeit der Medien seit dem 11. September vor zehn Jahren betrachten. Einschneidende gesetzliche und politische Maßnahmen in vielen Staaten behindern die freie Berichterstattung. Mitunter dienen sie als Deckmantel für Repressionen gegen Journalisten bei der Arbeit – nicht zuletzt, um journalistische Quellen zu nutzen. Aber auch an die journalistische Profession der Journalisten werden vor diesem Hintergrund hohe Anforderungen gestellt. Nicht immer wird man ihnen gerecht (Titelthema: Pressefreiheit).

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Alternative Medien

Luis Paulitsch ist ehemaliger Referent des österreichischen Presserats. Er forscht und publiziert in Fachzeitschriften zu medienethischen und zeitgeschichtlichen Themen. Sein aktuelles Buch beschäftigt sich eingehend mit dem Aufstieg von Medien, die den zahlreichen rechtspopulistischen und faschistischen Strömungen ein Forum bieten und damit ihren Teil zu deren politischen Erfolgen beigesteuert haben.
mehr »

USA: Gefährliche Berichterstattung

Zahlreiche Journalist*innen wurden während der Berichterstattung über die Demonstrationen in Los Angeles in der vergangenen Woche angegriffen, festgenommen und in ihrer Arbeit massiv behindert. Presserechtsgruppen verklagen nun die Polizei. Bei den Angriffen soll es sich um gezielte Attacken haben. Auch Reporter ohne Grenzen fordert eine Aufklärung aller dokumentierter Fälle.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Podcast: Radio Taiwan International

Radio Taiwan International (RTI) hält eines von wenigen deutschsprachigen Rundfunkangeboten der ostasiatischen Region bereit, ausfinanziert vom taiwanesischen Kulturministerium und mit einer Hörer*innenschaft in 144 Ländern. Warum RTI eine beachtenswerte und auch unabhängige  Informationsquelle darstellt, hat sich Danilo Höpfner vom M-Medienpodcast einmal genauer angehört.
mehr »