RTL verkauft weitere Zeitschriften

Gruner + Jahr am Baumwall in Hamburg. Archiv-Foto: Mathias Thurm

Nach dem Verkauf von drei Titeln des Verlagshauses Gruner+Jahr an die Funke-Mediengruppe in Essen fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den Erhalt von Arbeitsplätzen, Tarifbindung und redaktioneller Eigenständigkeit der betroffenen traditionsreichen Magazin-Titel „Brigitte“, „Gala“ und „Eltern“, die vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden die Eigentümerin wechseln sollen; betroffen sind insgesamt etwa 300 Beschäftigte.

„Die Verlegerin Julia Becker muss nach einer ersten unverbindlichen Stellungnahme eine klare Garantie zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei den drei Zeitschriften in Hamburg, deren redaktioneller Eigenständigkeit in Print und Digital sowie zur Qualität der Arbeitsbedingungen durch Zusage einer Tarifbindung abgeben“, sagte Christoph Schmitz-Dethlefsen, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.

„Die verlegerische Verantwortung muss sich in bestmöglichen Standards für die Zeitschriften-Kolleginnen und -Kollegen ausdrücken. Die wachsende Marktmacht sollte sich in der Stärkung der Marken und Presseangebote und nicht in deren Entkernung ausdrücken. Das ist die beste Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.“

Als Vertriebspartner soll weiterhin der Deutsche Pressevertrieb (DPV), ein Gruner+Jahr-Unternehmen, dienen. Ebenso soll die Vermarktungspartnerin AdAlliance, ein Bertelsmann-Unternehmen, das Werbegeschäft weiter betreuen.

Überraschende Nachricht

„Das gibt angesichts dieser überraschenden Nachricht für die Kolleginnen und Kollegen dieser beiden Unternehmen eine einigermaßen beruhigende Perspektive, dass für sie nicht drohende Stellenstreichungen wegen des Verkaufs der Zeitschriften mittelbar bevorstehen“, so Schmitz-Dethlefsen.

Vor drei Jahren fusionierte RTL Deutschland mit dem Traditionsverlag Gruner + Jahr. G+ J ist heute ein Unternehmen von RTL Deutschland. Ein „journalistisches Powerhouse“ sollte damals entstehen, gar ein „nationaler Cross-Media-Champion“, schwärmte damals Thomas Rabe, Vorstandschef des Mutterkonzerns Bertelsmann. Doch schon ein Jahr später begann der Ausverkauf im einst größten Zeitschriftenverlag Europas.

 

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