Fusion zur neuen Fachgruppe Medien ein Schritt nach vorn
Schlankere „feste“ Gremien, mehr Zeit und Geld für kompetente Ehrenamtliche auch für befristete Projekte und Aktionen – das ist, kurz formuliert, das Ziel der Vorstände der bisherigen Fachgruppen Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) und Rundfunk, Film, audiovisuelle Medien (RFAV) in ver.di. Vehikel dafür ist die – eigentlich schon mit Start der IG Medien diskutierte und zumindest von der dju gewollte – Fusion der beiden bisherigen Gruppen bei gleichzeitiger Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Branchen.
Rund 22.000 Mitglieder zählt jede der beiden bisherigen Fachgruppen, die sich strukturell bisher allerdings stark unterscheiden. War und ist die dju hauptsächlich Heimat der Printjournalisten, sammeln sich unter dem Dach der RFAV unabhängig vom Beruf alle Beschäftigten der schon im Namen genannten Teilbranchen: Hier finden sich als stärkste Gruppe Feste und Freie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zunehmend auch die der anderen, privatwirtschaftlich organisierten elektronischen Medien, die Filmschaffenden und die Kinoleute.
Die dju – eigentlich ja eine Berufsgruppe – konzentriert sich im Tarifgeschäft auf die bundesweit zusammen mit dem DJV verhandelten Tarifverträge an Tageszeitungen und Zeitschriften. Ihr zweiter großer Schwerpunkt aber liegt in der Berufspolitik, die aufgrund der Besonderheit des Journalismus ein hohes Maß auch an Lobbyarbeit und internationaler Vernetzung erfordert. Die Diskussion um die Freiheit der Presse, das Berufsbild und den Qualitätsjournalismus hat dabei hohe Priorität. Das soll auch so bleiben: Die Berufsgruppe dju bildet in der neuen Fachgruppe mit Abstand die mitgliederstärkste Säule. Viele Journalisten und Journalistinnen – zumal die Freien – arbeiten heute bi- oder gar trimedial. Die Qualitätsdebatte und die um die Pressevielfalt aber kann und darf sich nicht auf ein Medium beschränken. Insofern wird zusammengeführt, was zusammengehört – berufspolitisch, versteht sich. Betriebs- und tarifpolitisch mischen die Rundfunk- / FernsehredakteurInnen auch weiterhin in ihrem Betriebs- bzw. Senderverband mit.
Anders als im Printbereich, in dem historisch bedingt bis zu drei unterschiedliche (Flächen)Tarifverträge für unterschiedliche Beschäftigtengruppen gelten, stellt sich die Situation in den audiovisuellen Medien dar: Ein Haus, ein Tarifvertrag heißt hier die praktiziert Devise, und in den (Haus-)Tarifkommissionen streiten VertreterInnen aller Berufe mit ihren Arbeitgebern um ausgewogene Regelwerke. Ähnlich sieht es bei den Filmschaffenden (zwei bundesweite Tarifverträge) und den Kinobeschäftigten aus. Und auch das soll so bleiben.
Neu allerdings ist, dass nicht mehr alle für alle Details zuständig sind, sondern sich sehr viel stärker auf ihre ureigensten Belange konzentrieren können. So soll es in der Fachgruppe Medien neben dem Strang dju vier weitere Säulen geben: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Privater Rundfunk und sonstige elektronische Medien, Film, Kino. Die Filmschaffenden mit ihren drei regionalen Verbänden haben die neue Struktur mit der Gründung des Bundesfilmverbandes in ver.di schon Ende 2005 vorgezogen.
In den fünf Säulen findet die eigentliche Arbeit und Willensbildung statt – mit hoher Autonomie, versteht sich. Dennoch soll der Blick über den Tellerrand geschärft bleiben: Der sich über alle fünf Säulen erstreckende Bundesvorstand steuert die gesamte Arbeit. Das beinhaltet neben der Schwerpunktsetzung und politischen Positionierung auch die Ressourcenplanung und die für die politische Durchsetzungskraft so wichtige Scharnierfunktion zu anderen ver.di-Gremien und Referaten.
Seine Aufgabe wird auch die Einsetzung übergreifender Arbeitsgruppen sein, bei der er sich auch auf kompetente „Ehrenamtliche auf Zeit“ stützen darf. Themen gibt es ja genügend: Die Medien- oder Filmpolitik, das Internationale, Urheberrecht, Auftragsproduktionen, die Freienarbeit und – nicht zu vergessen – die Mitgliederwerbung mit dem dazugehörigen Serviceangebot.
Aufregend bunt, beruhigend stark – der Slogan, der einst so sympathisch für die Gründung von ver.di warb, kann und wird sich in der Fachgruppe Medien fortsetzen.