Soziale Absicherung für Filmschaffende

Zum Auftakt des Münchner Filmfestes luden der BundesFilmVerband in ver.di und connexx.av im Sommer diesen Jahres ein Expertenpodium und das Publikum zur Diskussion ein. Knapp 50 erlebten in aufschlussreichen 90 Minuten nicht nur einen Problemanriss rund um den Film von den Folgen der Hartzgesetze über die besondere Lage der Schauspieler bis zum Urheberrecht, sondern auch Lösungsansätze und die Gesprächsbereitschaft aller Interessenvertreter.


Einführend machte Urheberrechtsexperte Wolfgang Schimmel von ver.di die Erwartung deutlich, dass Filmschaffende von ihrer Arbeit auskömmlich leben können sollten, wozu eine ausreichende Altersversorgung gehöre. Es gab zwei gute Nachrichten: den von ver.di abgeschlossenen Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Filmschaffende (TV FFS) und die Vergütungsregeln für Filmurheber, deren Verhandlung auf einem guten Weg sei. Schimmel wies aber auch auf eine negative Entwicklung für die Urheber durch den sogenannten „Korb 2“ hin. Demnach solle die Gerätevergütung für Privatkopien drastisch gesenkt werden. Für den Filmbereich nannte Schimmel erwartbare Einbußen in zweistelliger Millionenhöhe. Außerdem würden viele Filmschaffende durch die Hartzreformen zu bloßen Beitragszahlern, ohne je Leistungen erwarten zu dürfen.
Schauspieler Heinrich Schafmeister prangerte an, dass Schauspieler von Teilen der Presse und Politik als Sozialschmarotzer verunglimpft würden, wenn sie sich zwischen den Drehverpflichtungen arbeitslos meldeten. Dabei sei das die einzige Chance sich annähernd durchgängig sozial zu versichern und auch für das Alter vorzusorgen.

„Bei Gesetzgebungsverfahren sind die besonderen Belange der Kultur und der Medien und der Künstler und Kulturschaffenden zu berücksichtigen“, zitierte Angelika Krüger-Leißner, MdB und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien, aus dem Koalitionsvertrag, schränkte aber im selben Atemzug ein, dass die Bundesregierung im Moment keine Möglichkeit für Sonderregelungen sehe.

Weitere aktuelle Beiträge

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »