Verpasste Chance

Es hätte so einfach sein können. Im Zuge einer EU-Harmonisierung müssen die Parlamente in Berlin und Brandenburg den RBB-Rundfunkstaatsvertrag überarbeiten. Eine gute Gelegenheit, um endlich auch die Rechte der so genannten festen Freien im Sender (§12a Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Personen) auch im Rahmen der Personalvertretung zu stärken, dachte sich der Geschäftsführende Verbands-Vorstand ver.di im RBB.

Also sprach er seit Herbst letzten Jahres vor allem mit der in beiden Ländern regierenden SPD. Die Argumente sind einleuchtend: Im RBB sind neben den rund 1.800 Festangestellten fast eben so viele Freie beschäftigt. Sie arbeiten gemeinsam mit Festangestellten in gemischten Redaktionen und Teams, Kameraleute, Cutter, Tontechniker, MAZ-Ingenieure, Redakteure, Autoren und Realisatoren. Eine Vertretung im und durch den Personalrat wäre eine deutliche Verbesserung für sie. In anderen Rundfunkanstalten wie beim SR, dem HR, WDR, Radio Bremen oder dem ZDF ist dies längst üblich, seit kurzem auch beim SWR. Es geht um die Kontrolle geltender Gesetze und Verordnungen, Fragen der Ruhezeiten, Regelungen zur Arbeitszeit, Maßnahmen zum Gesundheits- und Arbeitsschutz, um Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz.

Die SPD in Berlin teilte die Meinung des Gremiums – wenn denn die Brandenburger mitmachen. Also führte ver.di auch lange Gespräche mit der Sozialdemokratie im Nachbarland, die ebenfalls dafür war, wenn denn die Berliner mitmachen. So zog sich das Ping-Pong-Spiel über Monate hin. Es gab zuletzt sogar zwei Anhörungen in den jeweiligen Landesparlamenten, in denen der Personalrat, ver.di und die RBB-Freien nochmals alle Sachargumente darlegten.

Doch umsonst. Die Staatskanzleien schreiben nun genau das Gegenteil des Geforderten im neuen RBB-Staatsvertrag fest. Künftig wird es – in ganz Deutschland absurd einmalig – irgendwie eine Freienvertretung geben. Das Statut dafür wird die Intendantin wohl entscheidend mitschreiben. Die Vertreter der SPD applaudieren, das sei alles auch gut so. Die Verdianer sind entsetzt, eine verpasste Chance und ein Lehrstück, wie Berlin-Brandenburgische Landespolitik funktioniert. In Bezug auf die Mitarbeitenden-Rechte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk offensichtlich überhaupt nicht.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »

Ver.di fordert Big-Tech-Regulierung

Durch die problematische Verquickung von politischer, medialer und ökonomischer Macht sind die dominierenden Online-Plattformen längst nicht mehr neutrale Mittler diverser Inhalte, sondern werden selbst zum kuratierenden Medium. Der Raum für Machtmissbrauch in Form politischer Einflussnahme oder Desinformation ist immens. Um die Resilienz unserer Demokratie vor einer autoritären Übernahme zu stärken, besteht akuter Handlungsbedarf.
mehr »

DOK Leipzig: Weniger Barrierefreiheit

Statt 41 barrierefreien Veranstaltungen kann DOK Leipzig (27. Oktober bis 2. November) in diesem Jahr nur sechs anbieten. Ursache ist die Kürzung einer Förderung für Inklusion im Kulturbereich im sächsischen Doppelhaushalt 2025/26. Wie läuft Inklusion im Kulturbereich zu Zeiten knapper öffentlicher Mittel? Und was heißt das für die Redakteur*innen und Dienstleister, die barrierefreie Fassungen erstellen?
mehr »