Crossmediales Arbeiten, Social Media nutzen und bedienen, den digitalen Kontakt mit dem User halten, das sind nur einige der Schlagworte, die fallen, wenn es um die Zukunft der Zeitungs- und Zeitschriftenbranche geht. Voraussetzung für den Erfolg: Neue Schwerpunkte in der Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung in den Redaktionen. Eine Qualifizierungsoffensive tut Not.
Vor 22 Jahren gingen die Redakteurinnen und Redakteure auf die Straße für ein Ziel, das in der Berichterstattung über den bis dahin längsten Journalistenstreik in Deutschland kaum erwähnt wurde: eine tariflich geregelte Ausbildung für Volontärinnen und Volontäre, die den Qualitätsansprüchen der Zeit entsprach. Im Tarifvertrag, der dann abgeschlossen wurde, hieß es, dass die jungen Leute auch den Umgang „mit einem gegebenenfalls vorhandenen rechnergesteuerten Redaktionssystem“ lernen sollten. Seither sind nicht nur der Klebeumbruch am Leuchttisch und die klappernden Schreibmaschinen aus den Zeitungshäusern verschwunden, es sind auch zahlreiche Medienkanäle neben dem Printprodukt entstanden. In Redaktionen wird Online-Content produziert, gebloggt, getwittert, gefilmt und mit dem Leser gechattet.
Für den „Forschungsbericht Crossmedia 2012“ haben die Wissenschaftlerinnen Susanne Kinnebrock und Sonja Kretzschmar zusammen mit dem Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung insgesamt 90 Fragebögen aus Lokal- und Regionalredaktionen ausgewertet: So gut wie alle Redaktionen füllen eine Website, 90 Prozent nutzen Facebook als Kanal zum Leser, zwei Drittel twittern über einen Redaktionsaccount und ebenso viele erstellen eine Mobile-Website. Doch die Autorinnen stellen auch eine Diskrepanz fest: „Es wird zwar angegeben, dass generell crossmedial produziert wird, aber de facto werden die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft.“ Denn die Umfrage zeigt: „In sozialen Netzwerken publizieren die Lokalredaktionen täglich, auf Twitter zumindest mehrmals die Woche, Videos werden zumindest wöchentlich erstellt, ebenso Beiträge für lokale Blogs. Infographiken oder Audios leisten sich die Redaktionen allenfalls einmal im Monat.“
Aber das Crossmediale geht in vielen Verlagshäusern über die ursprüngliche Printredaktion hinaus. Verlage sind an lokalen Radios und Fernsehsendern beteiligt. Zeitschriften haben ihre Fernsehableger. Und freie Journalisten haben bessere Überlebenschancen, wenn sie das technische Knowhow besitzen, auch diese Redaktionen mit den Ergebnissen ihrer Recherchen beliefern zu können. Es ist also dringend an der Zeit, den Volontärstarifvertrag, der sich nach Ansicht von Frank Werneke, dem stellvertretenden ver.di-Vorsitzenden und Fachbereichsleiter Medien „im Kern bewährt hat“, an die modernen Zeiten anzupassen. Die Ausbildung muss breiter werden. „Dass die Online-Ausbildung Teil des Volontariats ist, sollte inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein“, fordert die Jugendvertreterin im Bundesvorstand der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju), Sarah Benecke. Ulrich Janßen, dju-Bundesvorsitzender, betont: „Der kompetente Umgang nicht nur mit der Redaktionssoftware, sondern auch mit Social Media gehört in die journalistische Ausbildung. Dabei geht es um mehr als technische Fertigkeiten oder darum, sich mit Facebook auszukennen. Es geht auch um Themen wie Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und Dialogkompetenz.“
Deshalb müssen die inhaltlichen und technologischen Entwicklungen der Medienbranche jetzt im Volo-Tarifvertrag nachvollzogen und verbindlich verankert werden, verlangt Werneke, assistiert vom dju-Tarifsekretär Matthias von Fintel: „Eine journalistische Ausbildung, die Ausdrucksformen in Video-, Audio-, Online- und klassischen Printbeiträgen nicht gleichwertig nebeneinander ausbildet, ist nicht zukunftsträchtig.“
Social Media-Projekte für Journalistenschüler
Viel neuer Inhalt für das zweijährige Volontariat bei Tageszeitungen und Zeitschriften. Deshalb experimentieren einige Zeitungshäuser mit neuen Ausbildungswegen. Bei der Schwäbischen Zeitung ist das Volontariat inzwischen auf drei Jahre verlängert und enthält Pflichtstationen bei lokalen Radio- und Fernsehanbietern. Die Axel-Springer-Akademie führt mit ihren Journalistenschülern Projekte zu Social Media durch, die zum Beispiel während der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika als Experiment mit der normalen Nachrichtenübermittlung per Agentur und Auslandskorrespondent konkurrierten. Außerdem gehen die Journalistenschüler für einige Wochen an die Columbia-University in New York und damit in ein Land, wo die Zahl der nur noch im Internet erscheinenden Zeitungen zunimmt.
Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag hat zusammen mit der Fachhochschule Kiel einen dreijährigen Master-Studiengang für die Volontärinnen und Volontäre entwickelt, der allerdings „kein Zuckerschlecken“ ist, gibt der Dekan des Fachbereichs Medien, Bernd Vesper, zu. Den zusätzlichen Zeitaufwand für die Volos beziffert er auf gut 20 Stunden die Woche im Fernstudium, dazu gibt es sechs Mal im Jahr Blockseminare an der Fachhochschule – neben der normalen Arbeit in den Redaktionen. Die tageszeitung nannte das „Überstunden im Tarnmantel“. Auch hier scheint Regelungsbedarf – auch wenn man damit nur die tarifgebundenen Verlage erreicht. Denn das Kombinationsmodell scheint durchaus interessant und weiterentwicklungsfähig – zu Bedingungen, die den Studienaufwand bei der Volontärsarbeit angemessen berücksichtigen.
Doch kehren wir zurück zu den ungenutzten Möglichkeiten, die der „Forschungsbericht Crossmedia 2012“ in den Redaktionen aufzeigte. Schließlich sind es nicht nur die Volontäre, die die neuen technologischen Raffinessen bedienen sollen, sondern auch die Kollegen, deren Ausbildung eher auf dem Stand des alten Volo-Tarifvertrags basiert. Strukturen und Arbeitsbedingungen in den Redaktionen sind schuld an den verpassten Chancen, mit dem User in Kontakt zu kommen, meinen die Forscherinnen: „Auch die redaktionellen Organisationsstrukturen sind mit Blick auf den erhöhten Koordinationsbedarf noch kaum ausgebaut. Crossmedia-Verantwortliche oder Koordinatoren sind keineswegs überall klar benannt, redaktionellen Strategien, wann welches Thema über welchen Kanal zu spielen ist, sind oft nicht formuliert, Konferenzen zur Kanal- und Themen-Koordination sind auch noch nicht fester Bestandteil des Arbeitsalltages. Kurzum, crossmedial produziert wird derzeit anscheinend eher noch auf Zuruf, ein integriertes Konzept und damit verbunden klare Aufgabenverteilungen, die sich auch in einer entsprechenden Organisationsstruktur widerspiegeln, sind die Ausnahme. Ebenso fehlt es an Richtlinien, wie sich die Zeitung auf Facebook oder Twitter verhalten soll. Strukturell ist die Anpassung an Vielkanalbedingungen noch nicht erfolgt.“
„Nur wer es schafft, vom monomedialen Printhaus zum multimedialen Medienunternehmen zu mutieren, wird konkurrenzfähig bleiben. Und zwar vor allem auch mit dem Kernprodukt Print“, warnt der Chefredakteur von Horizont.net, Volker Schütz. Die Verteilung desselben journalistischen Inhalts am Newsdesk durch ein Content Management System CMS klinge zwar zeit- und arbeitskraftsparend. Doch das sei „Technikgläubigkeit an der falschen Stelle“, meint Schütz. „Gute Geschichten werden von einem guten Redakteur gemacht und nicht von einem guten CMS.“ Außerdem müssen die guten Geschichten für die verschiedenen Kanäle noch passend aufbereitet werden. „Die Verleger haben die irrige Vorstellung, dass crossmediales Arbeiten Zeit spart. Das Gegenteil ist der Fall“, unterstreicht Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der dju in ver.di.
Tarifpolitischer Handlungsbedarf
Die Wege zur Leserin, zum Leser haben sich also vervielfältigt, doch nicht die Zahl der Mitarbeiter. Nach dem aktuellen Jahrbuch Zeitungen 2011/2012 wurden innerhalb eines Jahres 600 Redakteursstellen bei deutschen Tageszeitungen abgebaut. Da fällt es vielen Redaktionen schwer, dem „enormen Schulungsbedarf“ nachzukommen, den die Studie verzeichnet. „Von unseren Mitgliedern bekommen wir in immer stärkeren Umfang die Meldung, dass die Möglichkeit zur Weiterbildung leidet“, berichtet Werneke. „Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen haben wir jedoch in der Verlagswirtschaft keinerlei gesicherte Ansprüche auf Fort- und Weiterbildung. Unser Versuch, zu tarifvertraglichen Vereinbarungen zu gelangen, ist regelmäßig gescheitert.“ Dabei sei es bei der immer größeren Zahl von freien Journalistinnen und Journalisten ganz wichtig, auch für diese Weiterbildung sicherzustellen: „Hier tun sich Handlungsbedarfe auf – betrieblich wie auch tarifpolitisch.“ „Statt sich in Scharmützeln um die Tagesschau-App aufzureiben, sollten die Zeitungsverleger unternehmerisch handeln, sich nicht
argwöhnisch in ihren Claims einigeln, sondern offensiv werden: „Wir brauchen eine Qualifizierungsoffensive. Das gilt für die Ausbildung gleichermaßen wie für die Weiterbildung“, fordert dju-Vorsitzender Janßen. Die sollte dann aber nicht so aussehen, wie dju-Bundesvorstandsmitglied Joachim Kreibich die Situation aus seiner Erfahrung beschreibt: „Die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen schreiben fast jeden Tag Artikel, in denen betont wird, wie wichtig Weiterbildung ist – übergreifend über alle Branchen. Lebenslanges Lernen ist in allen qualifizierten Jobs längst Usus. Gleichzeitig glauben manche Verleger, Weiterbildung erschöpfe sich darin, den Kollegen in der Redaktion mal ‘ne Schnellbleiche’ zu verordnen, wenn ein neues Redaktionssystem angeschafft wird. Das sei dann schon genug. Wer mehr mitkriegen will, könne sich ja selber drum kümmern. Wenn ihm/ihr bei der täglichen Arbeitsbelastung denn noch Zeit dafür bleibt.“
Dass die Weiterbildung möglichst schnell gehen soll, hat auch Gabriele Hooffacker von der Journalistenakademie in München schon oft erfahren und schrieb dazu in ihrem Blog: „Nicht selten werde ich gefragt: ‚Können Sie bitte bei uns in zwei Tagen den Seminarteilnehmenden die neuen Präsentationsformen online, mit Bloggen, Audio, Video und Social Media, alles mit vielen praktischen Übungen, beibringen?’ Manchmal frage ich zurück: ‚Wollen wir die journalistischen Darstellungsformen, Suchmaschinenoptimierung, Photoshop und Content-Management nicht noch gleich mit dazupacken?’ Leider verstehen nicht alle Arbeitgeber die Ironie“.
Auch international ein wichtiges Thema
Alle reden vom „lebenslangen Lernen“, die UNO und die Unesco, auch die Europäische Union, die seit 2007 regelmäßig den Weiterbildungsaufwand in den Mitgliedsländern erhebt und vergleicht und bis 2015 eine Validierung einführen will. In Berlin fand Mitte September der „4. Deutsche Weiterbildungstag“ statt, der im Bundestag eröffnet wurde. Auch die internationalen Journalistenorganisationen IJF und EJF greifen das Thema auf, wie Wolfgang Mayer betont, der als dju-Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der IJF sitzt: „Lebenslanges Lernen durch kontinuierliche Weiterbildung ist in jeder Branche zwingend notwendig. Das gilt für Journalisten und Journalistinnen in besonderer Weise, damit sie ihre spezielle Rolle für die Gesellschaft adäquat erfüllen können. So ist denn auch in den Satzungen der IJF und EJF das Ziel ausdrücklich festgeschrieben, den Standard journalistischer Arbeit und die Bildung der Journalisten aufrecht zu erhalten und zu verbessern. Die Journalistengewerkschaften sind überall aufgerufen, der Forderung nach Weiterbildung besonderes Gewicht zu geben“.
Der jüngste „Adult Education Survey“ der EU (2009/2010) ergab für Deutschland, dass die Weiterbildungsbeteiligung alle Branchen zusammengenommen bei rund 42 Prozent liegt, davon dann allerdings nur 59 Prozent betriebliche Weiterbildung. Insgesamt sei die betriebliche Weiterbildung seit 2007 um drei Prozent reduziert worden. Fast ein Drittel der Weiterbildungswilligen kümmert sich selbst ohne betriebliche Unterstützung darum, heißt es in der Studie. „Die Verantwortung für die Weiterbildung haben die Verlage als Arbeitgeber“, stellt Mayer für den Journalismus klar. Der Schweizer Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss berichtete auf dem letztjährigen Journalistentag, dass nach seiner Erhebung 60 Prozent der Schweizer Journalistinnen und Journalisten im Jahr davor keine Weiterbildung hatten.
Bei fast der Hälfte der Bildungsveranstaltungen handelte es sich nach dem allgemeinen „Survey“ um Kurzveranstaltungen, die höchstens einen Tag lang dauern. Auch der Verband der Deutschen Lokalzeitungen setzt zum Beispiel auf kleine Workshops und Infotage „mit Beispielen aus Verlagen für Verlage“, wie Ann-Kristin Ebeling erklärt. Insgesamt hatte der Verband der Deutschen Lokalzeitungen in den vergangenen zwölf Monaten 231 Gäste und hat ein Netzwerk aus 15 Volontärsausbildern aufgebaut, die sich allerdings schon länger nicht mehr getroffen haben.
Die Zahl der angebotenen Weiterbildungen im Jahr 2012 gibt Anja Pasquay vom Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger für die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage mit 61 an insgesamt 133 Seminartagen an. Die Journalistische Berufsbildung in Baden Württemberg zählte 42 Seminare mit 108 Tagen. Die Weiterbildung in Rheinland-Pfalz/Saarland kam auf 15 Seminare an 35 Tagen. Am Programm des Jahres 2011 nahmen, alle drei Einrichtungen zusammengerechnet, 1.200 Journalistinnen und Journalisten teil.
Die Entwicklung beschreibt Pasquay so: „Die Zahl der Teilnehmer ist in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen, wie mir die Geschäftsführerin unserer ABZV versicherte. Dort kommen zirka 30 Prozent der Seminarteilnehmer aus eigener Initiative, die anderen werden von den Verlagen angemeldet.“ Bei der Auswahl der Seminare sei ein klarer Praxisbezug zu beobachten: „Themen, die in der Medienberichterstattung heiß diskutiert werden, sind als Seminare zumindest nach den Erfahrungen der ABZV eher Ladenhüter. Praxisbezug ist das A und O. Ob Crossmedia, Sprache, Recherche oder Presserecht: Die Teilnehmer müssen beim Lesen der Ausschreibung das Gefühl haben: ‚Wenn ich Montag und Dienstag Seminar X besuche, komme ich Mittwoch in die Redaktion und kann X – oder kann es jedenfalls viel besser als vorher.’“
Zwei weitere Beispiele: Die Akademie für Publizistik in Hamburg hat in den Redaktionen rund 500 bis 600 Journalisten weitergebildet und rund 1.000 Teilnehmer im vergangenen Jahr im Haus begrüßt, berichtet Direktorin Annette Hillebrand, die reinen Volo-Kurse nicht mitgerechnet. Allerdings kommen nicht nur Profi-Journalisten, sondern auch andere Medieninteressierte in die Seminare. Bei den ausgewählten Themen sieht sie einen deutlichen Trend zum Hintergrund und zum langen Text. Das diesjährige Reporter-Forum in Hamburg stellte ebenfalls eine „Renaissance der Reportage“ fest.
An der Akademie der Bayerischen Presse in München hat Direktor Martin Kunz jährlich etwa 2.000 Teilnehmer in Fortbildungen gezählt, die der Arbeitgeber zahlt. Das zeige einen Aufwärtstrend, in den vergangenen Jahren seien es zwischen 1.600 und 1.700 gewesen. Dabei registrierte Kunz eine Frauenquote von 70 Prozent und schrieb im Juni-Newsletter der Akademie, dass viele aktuelle Kurse zu nahezu 100 Prozent weiblich besetzt seien: „Oft sitzt nur ein Quotenmann im ‚Kreativ Schreiben’-Seminar oder im ‚Onlinevideos’-Workshop.“ Andere Bildungsinstitutionen machten vergleichbare Erfahrungen. Allerdings hört man aus anderen Häusern auch von abgesagten Terminen mangels Interesse.
Hohes Teilnehmerpotential
Eine aktuelle Statistik zur journalistischen Weiterbildung fehlt. Der „Adult Education Survey“ schlüsselt seine Ergebnisse zwar nach Branchen auf, bündelt diese aber so großzügig, dass es für Tageszeitungen und Zeitschriften keine Aussagekraft hat. Dabei ist das Teilnehmerpotenzial für Fortbildungen hoch: Die Angaben zur Zahl der Journalisten in Deutschland schwankt zwar stark und reicht bis zu 160.000, wie Hooffacker unter Bezug auf das Statistische Bundesamt schreibt. Im Bereich der Printmedien hat das Presseversorgungswerk 2010 rund 22.000 Redakteure, 20.000 freie Journalisten und 200 Volontäre versichert. Nach den Angaben der Verbände gibt es allerdings insgesamt etwa 1.100 Tageszeitungsvolontäre und 700 Zeitschriftenvolontäre. In der „8. Stichtagssammlung der deutschen Tagespresse“ wurden 133 Publizistische Einheiten, 347 Verlage als Herausgeber und 1.584 einzelne Ausgaben verzeichnet.
Doch die Print- und Online-Journalisten brauchen nicht nur Weiterbildung im Web 2.0 und anderen journalistischen Fertigkeiten, auch wenn der VDZ für sein Social-Media-Seminar mit dem Slogan wirbt „Zwölf Fragen, die sich Redaktionen heute stellen sollten!“ und sich nur der Prozessoptimierung widmet. Neue Technologien führen auch zu neuen Fragen journalistischer Ethik. Der Presserat verzeichnet immer mehr Beschwerden über den Umgang von Redaktionen mit Informationen, die sie ungefragt aus den sozialen Netzwerken ziehen. „Die Online-Redaktion und das Internet machen keine neuen ethischen Grundregeln notwendig. Aber der Transfer in die virtuelle Welt und die analoge Anwendung dieser Regeln dort will reflektiert und geübt sein. Man muss ja auch nicht das Auto neu erfinden, wenn man von der Landstraße zur Autobahn wechselt. Aber üben muss man schon, wenn man stets heil nach Hause kommen will“, ist Manfred Protze überzeugt, der für die dju seit vielen Jahren Mitglied im Presserat ist. „Der unvermeidbare Verschleiß der in der Ausbildung erworbenen Professionalität schließt die Ethik ein. Auch in diesem Teil der Profession kann nur berufsbegleitende Weiterbildung eine drohende Erosion aufhalten.“
Ganz besonders, wenn der amerikanische Medienforscher Matt Waite recht hat, dass der Journalismus künftig auch mit Hilfe von Drohnen arbeiten werde, wie er beim Hamburger Scoopcamp ausführte. Die können nicht nur bei Natur- oder Reaktorkatastrophen zum Einsatz kommen. Bei der Zukunftsaussicht wird sich vor allem die Yellow Press die Hände reiben.