Das Radio ist immer noch das dynamischste, reaktionsfähigste und fesselndste Medium unserer Tage. Zumindest nach Auffassung der UNESCO, die am 13. Februar zum sechsten Mal den „Welttag des Radios begeht“. „Video killed the radio star?“ Diese pessimistische Prognose der Pop Band Buggles aus dem Jahr 1980 ist jedenfalls nicht eingetreten.
Unter dem Motto „Radio is you!“ lädt die UNESCO alle Radiosender auf diesem Globus ein, zu zeigen, wie Radio hilft, das Leben der Menschen weltweit zu gestalten. Nach wie vor ist Radio das Massenmedium mit der größten Hörerschaft – es erreicht 94 Prozent aller Erwachsenen. Zugleich ist es das kostengünstigste Kommunikationsmittel. Weshalb die UNESCO den Aufbau von Radiostationen in ländlichen und isolierten Gebieten immer noch vorantreibt. Diese Sender liefern Informationen auch in abgelegenste Regionen und ermöglichen eine Teilhabe der Menschen am demokratischen Meinungsbildungsprozess. Zugleich spielt es eine wichtige Rolle im Katastrophenschutz, in der Gesundheitsvorsorge, nicht zuletzt als Plattform für Alphabetisierungskampagnen.
Auch in Deutschland ist die Popularität des Radios ungebrochen. Laut MA 2016 hören gut 75 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab zehn Jahren täglich Radio. Ein Wert, der nur vom Fernsehen leicht übertroffen wird. Zwar hören die meisten ihr Radioprogramm unterwegs im Auto oder stationär auf der heimischen Anlage. Aber auch die mobile Nutzung nimmt zu, vor allem bei den Jüngeren: 60 Prozent der 10-29jährigen hört häufiger außer Haus Radio, beispielsweise über das Smartphone.
Anders als von den Buggles prognostiziert bedroht neben dem Fernsehen noch ein weiterer Konkurrent die starke Position des Radios. Längst streamen viele Menschen Musik über das Internet. Laut MA gaben knapp 43 Prozent der Befragten an, schon einmal Webradio genutzt zu haben. Ein Trend, der sich angesichts der hohen Versorgungsrate der jungen Nutzer – 94 Prozent der 14-29jährigen verfügen über internetfähige Handys oder Smartphones – in den nächsten Jahren sicher verstärken wird.
Das dürfte auch nicht ohne Folgen auf die Entwicklung des Digitalradios DAB+ hierzulande bleiben. Zwar hat mit Norwegen soeben das erste europäische Land UKW abgeschaltet. Aber angesichts von 300 Millionen UKW-Empfängern in deutschen Haushalten und einer nach wie vor schleppenden Entwicklung von DAB+ ist ein solcher Switchover hierzulande nicht in Sicht.
Einstweilen verfolgen viele Sender die Strategie, die junge Zielgruppe mit mehr Präsenz in den sozialen Netzwerken oder mit Apps für’s Handy zu binden. Laut Medienforschung sind für die meisten User zwei weitere Faktoren wichtig: die persönliche Ansprache des Moderators und der regionale Service-Charakter „ihres“ Senders. Die Zukunft des Radios, so glauben Kommunikationsforscher, liegt in einer Individualisierung des Mediums: in personalisierten, an spezifischen Interessen orientierten Formaten. Also: Körperkultur für Sportfans, Reportagen und Nachrichten für Info-Junkies, Hörspiele und Features für Klangkunstfreunde.
Video killed the Radio Star? Mitnichten! Das gute alte Dampfradio ist lebendiger denn je.