Zu einer „aktiven Mittagspause“ riefen die Gewerkschaften dju in ver.di und DJV ihre Mitglieder bei Agence France-Presse in Berlin am 9. Januar auf. Das Büro Unter den Linden leerte sich weitgehend, trotz miesen Wetters versammelten sich die Beschäftigten bei Imbiss und Getränken auf dem hauptstädtischen Prachtboulevard. „2% + x“ heißt ihre Tarifforderung, doch bislang liegt kein Angebot auf dem Tisch.
Nach vielen Nullrunden – die letzte magere Tariferhöhung liegt mehr als fünf Jahre zurück – wollen die Beschäftigten der AFP GmbH endlich wieder eine Gehaltssteigerung – „und zwar jetzt und ohne irgendwelche Kompensationen an anderer Stelle“, wie Tarifkommissionsmitglied und Betriebsratsvorsitzender Benno König betont. Die Geschäftsführung hätte bisher stets von angespannter wirtschaftlicher Situation und Kampf um die schwarze Null gesprochen und habe einseitig den geltenden Manteltarifvertrag zum Jahresende gekündigt.
„Wenn überhaupt Gehaltserhöhungen machbar seien, sagt der Arbeitgeber, soll das wohl über Kürzungen im Manteltarifvertrag gegenfinanziert werden“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Jörg Reichel. Was genau kompensiert werden solle, sei bislang ebenso unklar wie ein konkretes Tarifangebot. Auch in einer zweiten Verhandlungsrunde Anfang Dezember lehnte die Geschäftsführung Tarifsteigerungen für die knapp 60 Beschäftigten in Berlin für 2019 ab. „Wir haben klargestellt, dass wir eine lineare Gehaltserhöhung von zwei Prozent plus x ohne Gegengeschäfte fordern“, so der Gewerkschafter.
Bekannt sei bereits, dass AFP die ersatzlose Streichung eines Manteltarifpunktes fordert, der die Anwendung des Tarifvertrages auch auf neue Geschäftsfelder regelt. Hintergrund dürfte sein, dass die Berliner GmbH künftig mit „AFP-Services“ Kunden „maßgeschneiderte Inhalte“ als Text-, Foto-, Video- und Multimediabeiträge anbieten und dazu möglicherweise eine Tochtergesellschaft gründen will.
Die mittägliche Aktion Unter den Linden soll mit Nachdruck die gewerkschaftliche Position in den laufenden Tarifverhandlungen stärken, die am 18. Januar fortgeführt werden. „Ein Gutes hatte sie schon mal“ so Benno König von der Tarifkommission: „Bisher hieß es immer, dass ‚vielleicht’ mit einem Arbeitgeberangebot zu rechnen sei. Inzwischen sagt unser Geschäftsführer, es werde einen Vorschlag geben.“