Deutsche Welle erneut in der Kritik

Foto: ver.di

Bei der Deutschen Welle (DW) befürchten freie Journalist*innen, dass im Zuge des Reformprozesses „Profilschärfung“ das deutsche TV- und Online-Programm beschädigt oder sogar mittelfristig eingestellt wird. In einem Offenen Brief wandten sie sich an Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien. Die Geschäftsleitung widerspricht. ver.di und der DJV im Sender fordern endlich einen „wirklichen Kulturwandel“ im Umgang mit den Mitarbeiter*innen.

Mit Jahresbeginn wurde bekannt, dass ab Februar zahlreiche Redaktionsschichten im Online-Nachtprogramm der DW gestrichen werden. Das bedeute, dass die Nachrichtenredaktion lange Zeit unbesetzt bleibe, „eine neun- bis zehnstündige Informationslücke“ die Folge sei, heißt es in dem Brief der rund 50 freien Journalist*innen ohne namentliche Nennung. Sie weisen darauf hin, dass das Angebot, unter dw.com „das einzige verbliebene deutschsprachige 24/7-Vollprogramm der DW“ sei, „das Nutzerinnen und Nutzer in allen Zeitzonen der Welt rund um die Uhr auf dem aktuellen Stand hält“. Darüber hinaus werde auch in anderen Bereichen des deutschen Angebots „der Rotstift angesetzt“, wodurch „deutlich weniger Inhalte über Deutschland und seine Politik, Wirtschaft, und Kultur ihren Weg in die internationale Öffentlichkeit finden“. All das bedeute für viele freie Journalist*innen der DW zudem „massive finanzielle Einschnitte.“

„Die Geschäftsleitung der DW steht selbstverständlich zur Versorgung ihrer Nutzerinnen und Nutzer mit einem deutschen Online-Programm“, betont Programmdirektorin Gerda Meuer in einer Stellungnahme zu dem Brief. Die Profilschärfung Online sei eine deutliche Neuausrichtung des digitalen Angebots. Insbesondere für Deutsch soll es „weniger nachrichtlich werden, stattdessen sollen die Profilthemen deutlich in den Vordergrund treten“. Der Schwerpunkt liege dabei auf Presse- und Meinungsfreiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und aufgrund der politischen Entwicklung der letzten Jahre Terrorismus/Extremismus und Migration. Im Gegensatz zu den Freien, die sich mit den neuen Dienstplänen im Januar vor vollendete Tatsachen gestellt sahen, weist Meuer darauf hin, dass die Struktur-Programme „in vielen Veranstaltungen und Redaktionsgesprächen der vergangenen Wochen und Monate“ erläutert worden seien.

Die Gewerkschafter*innen von ver.di und dem DJV sagen: „Selbstverständlich hat die DW das Recht, das Programm strategisch anzupassen. Aber Mitarbeiter müssen sich auch mitgenommen fühlen! Die Reformprozesse Profilschärfung, SMART und SMART 2.0 wurden immer als ‚beschäftigungsneutral‘ dargestellt: Abbau hier – Zuwachs dort. Nun deuten sich deutliche Kürzungen an, über die so nie gesprochen wurde.“ Dass der Brief in anonymer Form versandt wurde, zeige, „dass es in der DW noch immer keine angstfreie Debattenkultur gibt. Eine für alle transparente interne Kommunikation muss endlich gewährleistet sein, bevor Tatsachen geschaffen werden. Letztendlich sollten Verbesserungen für einen wirklichen Kulturwandel im Haus eingeleitet werden, der frühzeitig Konflikte lösen hilft, Unsicherheiten und Machtmissbrauch verhindert oder gar nicht erst entstehen lässt.“ Gefordert wird unter anderem eine klare Ansage, was gewollt ist: „Weiterentwicklung des Programms ja, Einschränkungen oder gar Beendigungen nein!“ Es dürfe keinen „Verzicht auf Aktualität!“ geben. „Halbe Nachtschichten“ machten weder Sinn, noch seien sie praktikabel oder erfüllten das 4- Augen- Prinzip. Und: „Geben Sie eine wirksame Beschäftigungsgarantie in den anstehenden Tarifverhandlungen!“

 

 

 

 

 

 

 

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