Journalisten als Schachfiguren

Die zunehmenden politischen Spannungen zwischen China und Indien haben dazu geführt, dass beide Regierungen fast alle Journalist*innen des jeweils anderen Staates aus dem Land geworfen haben und keine neuen Akkreditierungen mehr ausstellen. Medienvertreter*innen beider Seiten beklagen, dass sie zu „geopolitischen Schachfiguren“ gemacht werden, die im Besuchsland eine „unfaire und diskriminierende Behandlung“ erleben müssen. Sowohl in Neu-Delhi als auch in Peking gibt man seinem Gegenüber die Schuld an der Zuspitzung. „Die aktuelle Situation in Bezug auf die Journalisten der Länder zeigt die vollständige Erosion des Vertrauens zwischen beiden Regierungen“, so Manoj Kewalramani, Spezialist für China-Studies beim unabhängigen indischen Forschungsinstitut Takshashila Institution, gegenüber CNN.

Erosion des Vertrauens

Da chinesische Reporter in der Regel für staatlich geführte Medienorganisationen arbeiten, würden sie in Indien automatisch als „staatliche Akteure“ klassifiziert. „Wenn Neu-Delhi ihre Visa nicht absegnet, ist das eine Möglichkeit, Druck auf Peking auszuüben, ohne eine militärische Eskalation zu riskieren“, meint Kewalramani.

„Die brutale Behandlung von chinesischen Journalisten durch die indische Regierung setzt diese einem enormen psychologischen Druck aus“, schildert Hu Xiaoming, Leiter des Neu-Delhi-Büros der chinesischen Medienvertretung, in einem Bericht auf „Xinhua“ die schwierige Situation seiner Kollegen und Landsleute. Auch die Verlängerung seines Visums sei ihm von den Behörden vor Ort ohne guten Grund versagt worden. „Die chinesische Seite hatte keine Wahl und musste entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen“, so Xiaoming.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »