Eine Jubiläumsschrift, die zugleich ein bunt bebildertes Lesebuch zu Frauen, Medien, Gesellschaft ist, hat der Journalistinnenbund anlässlich seines 30jährigen Bestehens herausgegeben. Das achtköpfige Redaktionsteam möchte damit „ein Zeichen gegen die weitgehend geschlechtslose Vermittlung von Zeitgeschichte setzen“.
Ein Gegengewicht zum „gut funktionierenden Old Boys Network, von dem der Journalismus durchzogen ist“ wollte die damalige Leiterin des HR-Frauenfunks Gisela Brackert 1987 mit dem Journalistinnenbund (JB) als Berufsnetzwerk schaffen. Bereits 2011, noch vor der Gründung der Initiative Pro Quote forderte der JB, die Hälfte der Führungspositionen weiblich zu besetzen. Ihm geht es aber nicht nur um die Stellung, sondern auch um die Darstellung von Frauen in den Medien.
Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel und beleuchtet die Geschichte des JB im Kontext von Frauen-, Medien- und Gesellschaftspolitik aus verschiedenen Perspektiven. Zur Einstimmung fokussieren die Autorinnen auf vier Schwerpunkte dieser miteinander verschränkten Entwicklungen: Themen sind die technischen Umbrüche im Journalismus, die analoge und digitale Vernetzung erfordern und die Kritik an mangelnder gendersensibler Berichterstattung in den Medien, etwa durch das weltweite Global Media Monitoring Project zur Repräsentanz von Männern und Frauen in den Nachrichten und die Notwendigkeit von Gendertrainings. Es folgen ein optimistischer Blick auf Feminismus, der nicht „out“ ist, sondern bunter und “präsenter denn je“, dazu eine anregende Reflexion über „Frauen-Karriere-Führung“.
Der Rückblick im nächsten Kapitel besteht aus zwei Zeitstrahlen, die in Text und Bild die Zeit zwischen 1987 und 2016 dokumentieren. Der erste zeigt die Aktivitäten des Journalistinnenbundes und der zweite markiert ausgewählte medien- und frauenpolitische Ereignisse. Dieses Gerüst wird durch die Berichte der insgesamt sechs JB-Vorsitzenden in diesem Zeitraum lebendig und zeigt die vielfältigen Aktivitäten des Berufsnetzwerks.
Ausführlich thematisiert werden die Regionalgruppen, die nicht nur Jahrestagungen vorbereiten, sondern wichtige Knotenpunkte im JB-Netz sind. West-östliche Annäherungen gab es nach der Wende zwischen ost- und westdeutschen Journalistinnen in Berlin, aber auch durch Austausch mit polnischen Kolleginnen. Außerdem gründete der JB nach dem „Arabischen Frühling“ die AG “brave“, um Kontakte mit den mutigen Journalistinnen in den Ländern dieser Region aufzubauen. Der Nachwuchsförderung dienen das bereits 2001 gestartete Mentoringprogramm und der nach der langjährigen ehrenamtlichen Geschäftsführerin Marlies Hesse benannte Nachwuchspreis. 2008 wurde der Blog Watch-Salon eingerichtet, nachdem der JB mit seinem „Angie-Watch“ öffentlichkeitswirksam die mediale Darstellung der ersten Bundeskanzlerin analysiert hatte. Seit 2013 gibt es das jb-Medienlabor – eine Veranstaltung mit hochkarätigem Podium und Arbeitsgruppen. Im Juni 2016 ging die JB-Expertinnen-Datenbank online – nicht zuletzt als Reaktion auf jahrelange männerlastige Podien der „Münchner Medientage“.
Gründerin Brackert fordert wegen des aktuellen „reaktionären Rollbacks“ Wachsamkeit und die derzeitige JB-Vorsitzende Rebecca Beerheide schlussfolgert: „Wir müssen noch mehr zusammenhalten – mit anderen Frauenverbänden, unter Journalistinnen und unter uns Mitgliedsfrauen!“ Damit sind auch die Zielgruppen dieser gut lesbaren Lektüre genannt.