Berichten über die sozialen Folgen von KI

KI Kopf

Noch ist KI stark verbunden mit Technologie-Konzernen und deren Interessen. Foto: shutterstock

Soziale Ungleichheiten, Diskriminierungen und undemokratische Machtstrukturen: Eine neue Studie der Otto-Brenner-Stiftung untersucht, wie soziale Folgen von KI in den Medien verhandelt werden. Warum dies generell eher oberflächlich und stichwortartig geschieht, hängt auch damit zusammen, dass die Berichterstattung bei KI-Themen von Ereignissen und Akteuren aus Technologie-Unternehmen dominiert wird.

Die Studie zeigt demnach einerseits, dass sich reichweitenstarke Medien mit verschiedensten Themen rund um Künstliche Intelligenz beschäftigen und dass dabei in rund einem Viertel der untersuchten Beiträge Fragen sozialer Gerechtigkeit im Zusammenhang mit KI angesprochen werden. Andererseits ist die Berichterstattung stark von wirtschaftlichen Perspektiven, insbesondere aus der KI-Branche, geprägt.

Lösungen für soziale Ungleichheiten kein Thema

„In den untersuchten Medien dominieren Themen wie Produkteinführungen, Personalien, Unternehmensentscheidungen und Marktentwicklungen. Besonders präsent sind KI-Unternehmen und ihre meist männlichen Vertreter“, erklärt dazu Studienautorin Elke Grittmann, Professorin für Medien und Gesellschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Gleichzeitig schaffen die Medien auch ein Forum für eine breite Debatte über die ‚Schlüsseltechnologie‘ KI.“

Zudem zeige sich, dass es vielen Medienbeiträgen, die sich mit Fragen sozialer Gerechtigkeit im Zusammenhang mit KI beschäftigen, an Tiefe fehlt. Mitautorin Lina Brink beschreibt, dass mögliche soziale Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz zwar erwähnt werden, „aber meist nur oberflächlich oder stichwortartig“. Das sei insbesondere der Fall, wenn es um Fragen zur politischen Regulierung von KI gehe. „Lösungsvorschläge zur Beseitigung sozialer Ungleichheiten werden kaum genauer diskutiert“, stellt Brink fest. „Am häufigsten thematisiert wird die Ersetzung menschlicher Arbeitskräfte durch KI. Andere soziale Dimensionen, wie Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit spielen jedoch kaum eine Rolle.“

Unausweichliche Entwicklungen?

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Medial wird KI nicht ausreichend als eine Technologie dargestellt, die gesellschaftlich und politisch gestaltbar ist. „Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz werden teilweise als unausweichlich dargestellt. Wirtschaftlich motivierte Entscheidungen der Verantwortlichen, die diese Entwicklungen ermöglichen, werden selten hinterfragt“, erklärt dazu Mitautor Peter Kann.

Die Autor*innen der Studie haben 2.217 Medienbeiträge zu KI untersucht, die in den zwölf Monaten nach der Veröffentlichung von ChatGPT 3.5 (1.12.2022 bis 30.11.2023) in neun deutschsprachigen Leitmedien erschienen sind. Diese wurden zunächst mittels Inhaltsanalyse und Frequenzanalyse quantitativ ausgewertet. Anschließend wurden Beiträge, die sich mit Fragen sozialer Gerechtigkeit beschäftigen, mittels einer Wissenssoziologischen Diskursanalyse analysiert.

Auf Basis ihrer Analysen formulieren die Autor*innen die Empfehlung, das Versprechen von Künstlicher Intelligenz als ‚Zukunftstechnologie‘ in öffentlichen Debatten durch eigene Recherchen zu vertiefen und kritisch zu reflektieren. Das oft propagierte Versprechen, KI könne die Probleme der Menschheit lösen, müsse stärker hinterfragt werden.


Elke Grittmann, Lina Brink und Peter Kann: Künstliche Intelligenz im medialen Diskurs. Wird soziale Gerechtigkeit ausgeblendet?, OBS-Arbeitspapier 78, Frankfurt am Main, April 2025

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