Welche Fähigkeiten müssen junge Journalist*innen für eine gute Berufszukunft mitbringen? Und was raten Ausbilder*innen, Berufserfahrene und Wissenschaftler*innen zur Vorbereitung auf Berufseinstieg und Volontariat? Das waren die Fragen, die das Online-Forum der Initiative Qualität im Journalismus am 31. März, zu beantworten versuchte. Mit Impulsvorträgen, Barcamps und einer Schlussrunde war es ein Tag mit einer breiten Themenpalette und viel Austausch zwischen Jung und Älter.
Die Initiative Qualität im Journalismus ist eine Kooperation von 23 Akteuren der Medienbranche, darunter die Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union dju in ver.di, der Deutsche Journalistenverband, der Verband der Tageszeitungsverleger, BDZV, Forschungsinstitutionen, Sendern, Journalismusschulen , Medienanstalten, Weiterbildungseinrichtungen und mehr. Thema ist dabei auch immer wieder die Qualität und Entwicklung der journalistischen Ausbildung, so wie dieses Mal, aus organisatorischen Gründen zum ersten Mal als Online-Forum.
Volo auch ohne Studium
Für interessierte junge Leute sicher die wichtigsten Erkenntnisse des IQ-Forums: „Nie war es so einfach, ein gutes Praktikum zu bekommen“ meinte Lea Thies, die Leiterin der Günter-Holland-Journalistenschule (Augsburger Allgemeine, Main-Post). Bei Tageszeitungen oder Rundfunksendern bringen Volontariatsausschreibungen nicht mehr die Massen an Bewerbungen, wie sie in früheren Jahrzehnten gang und gäbe waren, als noch viele junge Menschen davon träumten „Irgendwas mit Medien“ zu machen. Dass der Journalismus ein prekäres Arbeitsumfeld sein kann und nicht nur Rechtsextreme, Querdenker und Demonstrant*innen, sondern zunehmend auch Politiker „Journalistenbashing“ betreiben, schrecke junge Leute vom Journalismus als Beruf ab, meinte Beatrice Dernbach, Professorin im Studiengang Technischer Journalismus an der TH Nürnberg und IQ-Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikation DGPuK).
Einer verlagsübergreifenden Imagekampagne „Volo werden“ von ursprünglich sieben Zeitungen haben sich inzwischen 15 Verlagshäuser angeschlossen. Die Voraussetzungen für Volo-Bewerbungen sind heute nicht mehr ein abgeschlossenes Studium. Das wird zwar auch mit dem Wunsch nach mehr Vielfalt in den Redaktionen begründet, ist aber eindeutig ebenso ein Zeichen von Nachwuchsmangel, gerade bei Regionalzeitungen, wie auch M in seinem Dossier „Neue Regeln für den Journalismus-Nachwuchs“ berichtete.
Doch selbst wenn interessierte junge Leute für die Medien gefunden werden und die Übernahmequoten bei 60 bis 100 Prozent inzwischen liegen, fallen die Haltequoten, je nach Haus, bis auf ein Drittel – ein Thema für die Journalismusforschung („Kurzer Weg zum Frust“), nicht nur für die Redaktionen, die sich darüber Gedanken machen müssen.
Einstiegschancen in den Journalismus
Dennoch: Es gibt heute gute Einstiegschancen in den Journalismus für alle, die neugierig und „digital- und technikaffin“ sind, „keine Angst vor Gegenwind“ haben, über ein sehr gutes Allgemeinwissen verfügen und „irgendwie hervorstechen“ (Lea Thies), „frech sind und sich trauen, was zu sagen in den Redaktionen“ (Daniel Frevel, NDR Fernsehen und Radio).
In den kommenden Jahren verlassen viele Boomer die Redaktionen, auch wenn voraussichtlich nicht alle Plätze nachbesetzt werden. Frevel, der unter anderen für das Morgenmagazin (Moma) und das Mittagsmagazin (Mima) arbeitet, meinte, es müssten für Social Media eigentlich zusätzliche Stellen geschaffen werden, wenn die Medienhäuser dort wahrgenommen werden wollen. Rieke Smit von der dpa-Initiative #UsetheNews, die sich an junge Nutzer*innen wendet, unterstrich die Bedeutung eines guten Community Managements, was ebenfalls Aufmerksamkeit erfordere.
Eine Erfahrung von #UsetheNews ist, dass in einer jungen Generation, die ihre Informationen nicht mehr aus Printmedien und Fernsehen bezieht, sondern aus diversen Social-Media-Kanälen, seriöse Medien ihre Nachrichten für junge Leute so verpacken müssten, „dass sie nicht mehr wie Nachrichten wirken“. „Ohne Emotionalität erreichen wir junge Menschen nur noch sehr schlecht“, zeigten sich Frevel und Smit überzeugt. Mehr Presenter-Formate, mehr konstruktive Berichte und vor allem mehr Rückkopplungsmöglichkeiten forderte ein junger Teilnehmer.
Bedeutung von Bewegtbild steigt
Ein Resümee aus dem Barcamp zum Lokaljournalismus war ebenfalls, dass ein viel engerer Kontakt zur Leserschaft geboten sei. Lokalredaktionen müssten sich als Ansprechpartner verstehen, in Pop-up-Redaktionen öffentlich sichtbar sein und wieder mehr auf Ehrenamt und Vereinswesen zugehen. Die Vereinsberichterstattung wurde in vielen Redaktionen in den vergangenen Jahren ausgelagert, obwohl gerade damit viele Menschen zu erreichen seien. Für junges Publikum müssen Video und Audio eine größere Bedeutung in der Redaktionsarbeit bekommen. Um ihre Inhalte auch für Kanäle aufzubereiten zu können, die Reporter*innen selbst nicht nutzen, sei eine generationenübergreifende Zusammenarbeit in den Redaktionen dringend notwendig. Das Fazit im IQ-Forum von Lea Thies: „Es war nie spannender in den Journalismus zu starten als heute.“
