Beruf Mediengestalter – Digital und Print: Alexander Kijak

Alexander Kijak, Mediengestalter - Digital und Print in Stuttgart
Foto: Sebastian Klöpfer

Immer spannend

Dass die Medienlandschaft sich in einem rasanten Wandelt befindet, bekommt Alexander Kijak – kurz Alex genannt – beruflich hautnah mit. Alex arbeitet im Pressehaus Stuttgart als Mediengestalter Digital und Print. Täglich layouted er die Zeitungsseiten für beide Stuttgarter Blätter, die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten, hinzu kommen die Internetseiten und die iPad-App.

Früher hat Alex nur für die Stuttgarter Zeitung die Seiten gestaltet. Nach der Zusammenlegung der beiden Redaktionen innerhalb der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) läuft nun mit einem neuen System das volle Programm für beide Blätter und dazu noch die digitale Schiene. Mit Alex im Team sind etwa ein Dutzend Kolleginnen und Kollgen, die ­jeweils ein Ressort betreuen. Wie viele Seiten sie täglich produzieren, hängt vom Ressort und dem Nachrichtenaufkommen ab. „Fünf, sechs, sieben, je nach Ressort“, sagt Alex, um gleich hinzuzufügen „für beide Zeitungen, also die doppelte Zahl“. Denn sie haben unterschiedliche Layouts. Zu Alex’ Aufgaben gehört es, darauf zu achten, dass das Gesicht des jewei­ligen Produkts gewahrt bleibt. Schließlich wollen die Leserinnen und Leser beide Zeitungen im gewohnten Erscheinungsbild.

Mit dem neuen System, dem Gestalten von zwei Zeitungen und den digitalen Verwertungen sei die Arbeit nicht einfacher geworden, sondern eher stressiger, erzählt Alex. Im Prinzip überwiege noch immer die gestalterische Arbeit, aber es ist mehr Technik hinzugekommen. „Insgesamt“, bedauert er, dass weniger Zeit bleibt für „schöne, aber auch aufwendige Gestaltung“.

Was früher Schriftsetzer_innen oder Druckformhersteller_innen machten, dafür gibt es nun die Mediengestalter_innen Digital und Print. Doch mit den Anforderungen von damals hat die Arbeit heute wenig zu tun. Die klassische Kategorisierung in Druck und Web, reicht längst nicht mehr aus, um die große Bandbreite an Tätigkeiten oder Spezialisierungen unter einen Hut zu bekommen. Mediengestalter_innen finden heute in Verlagen, Werbeagenturen, Foto­studios und Firmen für Web- und Softwareentwicklung ein vielschichtiges Tätig­keitsgebiet.

Alex begann seine Ausbildung an der Johannes-Gutenberg-Schule Stuttgart, ehe er sie in einem Studio für Bildbearbeitung fortsetzte. Mit Layout hatte er während seiner Ausbildung weniger zu tun. Der Schwerpunkt in seinem Ausbildungsbetrieb waren Werbeplakate, Zeitungsanzeigen, Kataloge für die Automobilindustrie. „Im Nachinein betrachtet“, überlegt Alex, „war es ein guter Ausbildungsbetrieb. Ich habe viel gelernt.“

Nach seinem Zivildienst ging Alex nicht mehr zurück in seinen Ausbildungs­betrieb, sondern begann als freier Mitarbeiter bei der Stuttgarter Zeitung. Dann wurde ihm eine Festanstellung angeboten. Nun ist er schon sieben Jahre dabei, überlegt er – erstaunt darüber, wie schnell die Zeit vergangen ist.

Das Motivierende an seinem Beruf ist für ihn, „etwas Sinnvolles zu tun, nicht wie in der Werbung. Die Zeitung wird gekauft. Die Leute wollen das Blatt lesen und bezahlen dafür Geld. Das hat einen anderen Stellenwert, als Werbung zu machen, ein Produkt herzustellen, das vielleicht ungelesen im Papierkorb landet.“ Obwohl seine Tätigkeit sich von Tag zu Tag sehr ähnlich ist, findet er sie immer wieder erneut spannend. Schließlich gelte es, jeden Tag neue Aufgabenstellungen zu meistern.

Alex kann sich vorstellen, in seinem Beruf alt zu werden, sein Traumberuf ist es aber nicht. Nebenberuflich fotografiert er. Das ist sein großes Hobby, in Kombina­tion mit Outdoorsport, Klettern, Skifahren, Mountainbiken. Die „wilde Natur“ im Bild festzuhalten, das ist seine große Leidenschaft. Die besten Bilder präsentiert er jährlich in einem Kalender. Angetan hat es dem Fotografen Alex (www.alexkijak.de) vor allem der nördliche Schwarzwald.

Alex glaubt fest daran, dass allen neuen Medien zum Trotz die gedruckte Zeitung auch weiterhin eine Zukunft hat. „Vielleicht werden weniger Exemplare gedruckt, aber ganz aussterben wird die Zeitung nicht.“ Viele seiner Bekannte lesen Zeitung am Smartphone, berichtet Alex, aber er vermutet, „das ist Zeitgründen geschuldet“. Selbst die jüngere Generation habe ein Bedürfnis danach, die Zeitung in den Händen zu halten. Papier vermittle ein anderes, ein authentischeres Gefühl, als der Bildschirm. Deshalb greift Alex auch viel lieber zum Buch und nicht zum E-Book.

 

 

 

Foto: Sebastian Klöpfer

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Öffentlichkeit ohne Journalismus

Schwindende Titel, schrumpfende Redaktionen, immer geringere Abonnentenzahlen – dass gerade der Lokaljournalismus vielerorts unter Druck steht, ist nicht neu. Doch was bedeutet das für die lokale Öffentlichkeit, die inzwischen von vielen selbstbewussten Medien-Akteuren mitgestaltet wird? Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung beschäftigt sich mit genau dieser Frage.
mehr »

Die Medienwende nach dem Mauerfall

35 Jahre nach dem Mauerfall bietet die Medienlandschaft im Osten Deutschlands ein zwiespältiges Bild. Nach wie vor verlieren die von westdeutschen Großverlagen kontrollierten ehemaligen DDR-Traditionstitel überdurchschnittlich an Auflage und Anzeigenvolumen. Der aufgelöste staatliche DDR-Rundfunk ist nach anfänglichem Hickhack erfolgreich in ARD und ZDF integriert. Gescheitert ist indes früh der Traum der Ex-Bürgerrechtler von einem „Dritten“ Medienweg.
mehr »