Weniger Foto-Anlässe, weniger Werbung, weniger Bilder: Die Corona-Pandemie hat auch auf dem Bildermarkt deutliche Spuren hinterlassen. In einer Umfrage von Professor Lars Bauernschmitt von der Hochschule Hannover im Februar 2021, die auch von der dju in ver.di unterstützt wurde, gaben die Fotograf*innen einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von rund 24 Prozent an. Die prekäre Situation besonders der journalistisch tätigen Fotograf*innen müsse „endlich als gesamtgesellschaftliches Thema begriffen werden“, fordert der Wissenschaftler mit langjähriger Praxiserfahrung.
„Spätestens seit Februar 2020 beherrscht die Covid 19-Pandemie die Medien weltweit – und die Arbeit der Medienschaffenden rund um den Globus. Dabei sind besonders Bildagenturen und Fotograf*innen von erheblichen berufspraktischen und finanziellen Auswirkungen betroffen. Infolge der weltweiten Einschränkungen werden Anlässe für eine Berichterstattung gestrichen oder verschoben, während viele werbetreibende Unternehmen Budgets kürzen. Der geringere Bedarf an Bildmaterial trifft Fotograf*innen und Bildagenturen zum Teil massiv“, erklärt Bauernschmitt.
Zwei Fragen standen deshalb im Zentrum der diesjährigen Befragung: Wie entwickelt sich der Bildermarkt 2021? Wie verändert Corona die Bildbranche? Die Folgen der Corona-Pandemie, so Bauernschmitt, sind nach Auswertung der Antworten von 243 Fotograf*innen und 30 Bildagenturen, eindeutig: Während die Fotograf*innen durchschnittliche Umsatzrückgänge in Höhe von 23,7 Prozent verzeichneten, lagen diese bei den Bildagenturen sogar bei 26,3 Prozent. Dem standen bei den beteiligten Bildagenturen Förderungen in Höhe von 2,3 Prozent (gemessen an den Ausfällen) gegenüber.
Weniger Nachfrage in Archiven
Rund 80 Prozent der Befragten stellten einen überwiegend starken Rückgang der Zahl der Fotoaufträge fest, der mit einer Verringerung des Auftragsvolumens verbunden ist. Über 60 Prozent der Bildagenturen sind mit einem starken Rückgang der Nachfrage nach Archivmaterial konfrontiert. Während über die Hälfte der Fotograf*innen die Zeit seit Februar 2020 zur Weiterbildung nutzte, bei fast zwei Drittel hat gleichzeitig die Sorge um die eigene berufliche Zukunft zugenommen.
„Als bedenklich muss jedoch weiterhin die Situation derjenigen betrachtet werden, die überwiegend fotojournalistisch tätig sind. Wie schon 2020 festgestellt, liegen die durchschnittlichen Jahres-Netto-Umsätze der hier tätigen Fotograf*innen bei ungefähr 20.000 Euro und damit im Vergleich deutlich unter anderen Feldern. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die teilweise prekäre finanzielle Situation derjenigen, die in Bild und Wort freiberuflich journalistisch tätig sind, endlich als gesamtgesellschaftliches Thema begriffen werden sollte“, fasst Bauernschmitt als Resümee zusammen.