Jugendtreffen auf hoher See

Ausbildungswege in der Medienbranche unter die Lupe genommen

Rhythmisches Stampfen begleitet die Diskussion über die Vorzüge von Volontariat, Journalistikstudium und Journalistenschule. Von Zeit zu Zeit gerät die Veranstaltung von weit über 100 jungen Medienmachern ins Schlingern, denn der Tagungsort ist die Fähre „Prinsesse Ragnhild“ auf der Fahrt von Kiel nach Oslo und zurück. Diesen ungewöhnlichen Veranstaltungsort hat sich die Schleswig-Holsteinische Jugendpresse schon zum zweiten Mal für ihre „Youth Media Convention“ ausgesucht, doch an diesem herbstlichen Wochenende muss niemand wegen der ab und zu spürbaren leichten Schlagseite die Segel streichen.

Zeitung an Bord produziert

Ob im Inneren des Schiffes im Konferenzraum oder in der Lounge am Heck mit einem herrlichen Blick auf die neue und imposante Brücke zwischen Dänemark und Schweden, der Seegang ist nicht daran schuld, wenn die Diskussion über die Medienbranche nicht nur für gute Stimmung sorgt. Denn der langjährige Leiter der Lehrredaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Dr. Klaus Viedebantt, berichtet schon zu Beginn des Jugendpressetreffens von dem frisch beschlossenen Rückzug der FAZ aus der Journalistenausbildung. Ein Entschluss, der von vielen im Publikum mit Staunen und Enttäuschung aufgenommen wird und in der noch an Bord produzierten Zeitung „politik orange“ seinen Niederschlag findet.

Diese Veranstaltung der Schleswig-Holsteinischen Jugendpresse reiht sich ein in die Serie der Folgetreffen zum bundesweiten Jugendmedientag im Sommer mit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Schwerin. In fast jedem Bundesland haben solche Treffen im vergangenen Herbst stattgefunden. Dabei sind die Mitglieder der dju gesuchte Referentinnen und Referenten für die Workshops zu den unterschiedlichsten Themen, etwa Fotografie oder Pressearbeit in Vereinen und Verbänden, wie sie die baden-württembergische dju in Stuttgart anbot. Die Teilnehmer der Jugendmedientage sind junge Menschen, die in Schüler- oder Studentenzeitungen, Jugendradios und anderen Medien für junge Leute mitarbeiten und oft das Berufsziel Journalismus im Auge haben oder erste Schritte als freie Mitarbeiter in den professionellen Medien bereits hinter sich haben. Dabei arbeiten die beiden Jugendmedienverbände, die Deutsche Jugendpresse und der Bundesverband Jugendpresse mit insgesamt etwa 10.000 Mitgliedern eng zusammen. Für die nächsten bundesweiten Jugendmedientage vom 20. bis 22. Juni 2003 in Köln ist die Kooperation nicht nur auf die bei den bundesweiten Treffen mit im Boot sitzende Bundeszentrale für politische Bildung ausgedehnt, sondern auch auf die Medien-Ausbildungsmesse „Generation M“. Der ver.di-Fachbereich Medien wird sich bei beiden Gelegenheiten in Köln dem Nachwuchs präsentieren.

Weitere aktuelle Beiträge

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Safer reporting: Schutzkodex auf der re:publica

Das gesellschaftliche Klima ist eines der ganz großen Themen auf der diesjährigen Digitalmesse re:publica in Berlin. Auch Journalist*innen sind zunehmend Hass und Bedrohungen ausgesetzt – bei der Recherche, auf Demos oder in sozialen Medien. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.  Dagegen hilft der Schutzkodex.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »