Bedeutet die allgegenwärtige Digitalisierung mit Fokus auf Künstliche Intelligenz in Wirtschaft und Gesellschaft schwierige Zeiten für Solo-Selbstständige? Mit einer Diskussion über diese Frage startete das Haus der Selbstständigen (HdS) in Köln seine Arbeit. Ziel ist, die Interessenvertretung vor allem der mehr als 336 000 Solo-Selbstständigen in NRW zu stärken. Das Haus stellt Wissen bereit, bietet Vernetzungsmöglichkeiten und möchte sich zum zentralen Kontaktpunkt für Selbstständige entwickeln. Die Kickoff-Veranstaltung am 20. November war ein gelungener Auftakt.
Schwierige Zeiten durch KI für Selbstständige? Durchaus – jedoch nicht herausgelöst aus den sich verändernden Bedingungen, die für alle gelten. Dennoch, Freie müssen sich selber kümmern und sind damit im Vorteil gegenüber Festen, war ein Fazit der Debatte, denn: „Das mussten sie schon immer!“ Es gelte sehr genau zu analysieren, wie sich KI auf die eigene Arbeitswelt auswirke. An welcher Stelle kann KI ein Gewinn sein und an welcher versagt sie, da sie beispielsweise keine Empathie hervorbringen kann – für kreative Arbeit unabdingbar. Horrorszenarien etwa über die Schädlichkeit von KI seien insgesamt wenig hilfreich. Wichtiger sei es, zu wissen, wie KI funktioniere. Etwa, dass alle Daten, die ich ins Netz stelle, auch in die Lernprozesse von KI einfließen. Sperrt man sich dagegen – was möglich ist –wäre zum Beispiel die eigene Website nicht mehr auffindbar. Das will eher niemand.
KI greift ohne zu fragen, auf alle zur Verfügung stehen Daten zu, aber was ist mit den Urheberrechten der genutzten Werke? Europäisches Recht (die DSM-Richtlinie von 2019) erlaube das Auswerten und Nutzen der Daten für wissenschaftliche Zwecke und damit auch zur Herstellung digitaler intelligenter Systeme. Wie ist nun das aktuelle Verhältnis des Urheberrechts dazu? Hier bedürfe es eine Klarstellung durch die Gesetzgeber, die Politik ist gefordert und von Regulierungen, die diesen „Raubbau„ stoppen: Denn es gehe schließlich um Einkommen der Werks-Hersteller, vor allem auch von Selbstständigen. Ebenso notwendig seien Regulierungen zur Nutzung von KI im öffentlichen Raum, etwa im Journalismus, der zur Sorgfaltspflicht verpflichtet sei. Generell müsse die Nutzung von KI transparent sein und mit Vergütung verbunden werden. All das werde derzeit breit diskutiert, hieß es in Köln.
Digitale Systeme seien auch ein Machthebel, um billigere Arbeit von nicht unbedingt guter Qualität durchzusetzen, war ein weiterer angesprochener Punkt. Dagegen müsse man sich wehren. Als Beispiel wurde auf die Streiks der Drehbuchautor*innen und Schauspieler*innen in den USA verwiesen. Sie kämpften für eine bessere Vergütung und dagegen, dass mit ihren Werken durch KI ohne ihr Wissen „Bullshit“ produziert werde.
Unterm Strich stand in Köln die Erkenntnis, dass sich Selbstständige, erst recht in Bezug auf die Anforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt, organisieren und vernetzen sollten. Zum einen um alle Möglichkeiten der dringend gebotenen Weiterbildung und Qualifikation erfahren zu können und zum anderen um selbst mit reden zu können, beim Aushandeln der Bedingungen für die Nutzung von KI.
Das HdS in Köln ist dafür ein trefflicher Anlaufpunkt. Es ist das vierte Haus für Selbstständige. Weitere Standorte sind Leipzig, Berlin und Hamburg. Gegründet 2020 in Leipzig vernetzen sich die Projektpartner Arbeit und Leben NRW e. V., ArbeitGestalten Beratungsgesellschaft mbH, Georg-August-Universität Göttingen (Institut für Arbeitsrecht), Social Impact gGmbH, ver.di sowie zwonull media unter dem Dach der INPUT Consulting gGmbH. Gefördert wird das Projekt „Haus der Selbstständigen“ im Rahmen der Förderrichtlinie „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus).
Zum Nachhören, der Livestream von der Veranstaltung mit der Podiumsdiskussion in Köln:Veranstaltungen – Haus der Selbstständigen (hausderselbststaendigen.info)
Intelligenz in Zeiten von ChatGPT
Die Sommerakademie #Krassmedial beschäftigte sich in diesem Jahr mit KI. In zahlreichen Workshops wurden Kenntnisse über den Umgang mit KI vermittelt. Im Ergebnis wurde ein „Werkzeugkasten“ mit Links zu entsprechenden Tools zusammengestellt:
KI-Werkzeugkasten für Medienmenschen – M – Menschen Machen Medien (ver.di) (verdi.de)