Kundgebungen für Mumia Abu Jamal

Berlin, 27.03.2018: Solidaritätskundgebung für Mumia Abu Jamal am Boxhagener Platz
Foto: Christian von Polentz

Seit über 40 Jahren ist der US-amerikanische Journalist und Bürgerrechtler Mumia Abu Jamal inhaftiert. Seine Todesstrafe wurde zwar aufgehoben, die lebenslange Haft jedoch nicht. Deshalb setzen sich jährlich am 9. Dezember Gruppen und Initiativen in aller Welt für seine Freilassung ein. Auch in Berlin ist eine Kundgebung geplant.

Der US-amerikanische Journalist begeht am 9. Dezember ein besonderes Jubiläum. An diesem Tag endet sein 42tes Jahr hinter Gittern. Er wurde am 9. Dezember 1981 unter dem Vorwurf eines Polizistenmords verhaftet, den er immer bestritten hat. Trotzdem wurde er schuldig gesprochen und 1983 zum Tode verurteilt. Eine internationale Solidaritätskampagne konnte die Umwandlung des Todesurteils in lebenslange Haft erreichen. Damit Abu Jamal nicht bis zum Ende seines Lebens im Hochsicherheitsgefängnis bleiben muss, haben sich Jurist*innen um ein Wiederaufnahmeverfahren bemüht. Dabei stützten sie sich auf zahlreiche Indizien, die beweisen sollten, dass Abu Jamal kein faires Gerichtsverfahren erhalten habe. So wurden beispielsweise 2018 entlastende Dokumente in einem Schrank im Gerichtsgebäude von Philadelphia gefunden, die von der Staatsanwaltschaft dem Gericht im Prozess 1983 vorenthalten worden waren. Doch die Hoffnung, dass damit ein Wiederaufnahmeverfahren in die Wege geleitet werden könnte, bei dem Abu Jamals Unschuld festgestellt wird, haben sich im April 2023 zerschlagen. Die zuständige Richterin Lucretia Clemons hat einen erneuten Prozess abgelehnt

Proteste gegen die Inhaftierung

Trotz dieser Niederlage wollen Solidaritätsgruppen in aller Welt weiter für die Freilassung Abu Jamals kämpfen. Sie rufen sogar zur Verstärkung ihrer Bemühungen auf. Denn der 69jährige hat aktuell, mit den Folgen einiger schwerer Erkrankungen zu kämpfen. So berichten Besucher*innen von seinem anhaltenden Gewichtsverlust. Sie betonen, dass für ihn unter Gefängnisbedingungen keine adäquate Therapie möglich sei. Wie in den vergangenen Jahren haben auch 2023 Initiativen aus aller Welt den 9. Dezember zum weltweiten Solidaritätstag für Abu Jamal erklärt.

Am Samstag ist in Berlin ab 17 Uhr eine Kundgebung vor der US-Botschaft in der Nähe des Brandenburger Tors geplant. Unter dem Motto „Free Mumia – free them all“ wollen die Solidaritätsgruppen die Forderung nach Freilassung des Journalisten in einen größeren Kontext stellen. Damit wird Bezug auf die zahlreichen Streiks und Proteste in den US-Gefängnissen in den vergangenen Jahren genommen.

Die Streikenden verweigerten die Arbeit in Gefängnissen, die sehr gering entlohnt werden. Davon profitieren zahlreiche bekannte Firmen. Wissenschaftler*innen und Journalist*innen sprechen vom gefängnisindustriellen Komplex. Auch Abu Jamal selbst machte im Gefängnis immer wieder auf die Missstände aufmerksam und berichtet über die Proteste hinter Gittern.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus unter KI-Bedingungen

Digitalkonzerne und Künstliche Intelligenz stellen Medienschaffende vor neue Herausforderungen. „KI, Big Tech & Co. – was wird aus dem Journalismus?“ lautete folgerichtig der Titel der 11. Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB am 16. Oktober in Berlin. Über 80 Wissenschaftler*innen, Rundfunkräte und Journalist*innen informierten sich auch über den aktuellen Stand der Debatte über den neuen Medien“reform“staatsvertrag.
mehr »

Nachrichten gegen Desinformation

Über 800 Medien wie Reuters, die Washington Post, Zeit Online und AFP unterstützten den diesjährigen World News Day, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information, am 28. September gefeiert wird.  „Journalismus ist das Sicherheitsnetz unserer Gesellschaft, sagte David Walmsley, Gründer des Weltnachrichtentages und Chefredakteur der kanadischen Zeitung Globe and Mail. Dieses Sicherheitsnetz hat Risse und hängt fast überall in der Welt am seidenen Faden - und mit ihm alle freien Gesellschaften. Deshalb schlägt Walmsley Alarm. Unterstützt wird er vom Weltverband der Nachrichtenmedien (WAN-IFRA), dem World Editors Forum, der Canadian Journalism…
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »