Neues Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin
Das neu gegründete Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) in Berlin hat seine Arbeit aufgenommen. Laut Gründer Lutz Hachmeister, Dozent für Journalistik an der Uni Dortmund, will es „konkrete Modelle und Optionen für die Lösung medienpolitischer Fragen anbieten“.
Als eines der ersten Arbeitsfelder nannte Hachmeister die Debatte um eine Reform der Medienaufsicht. Die aktuellen Konflikte um die gescheiterte Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Springer oder der Verkauf des Berliner Verlags durch die Holtzbrinck-Gruppe hätten Defizite im derzeit gültigen Regelsystem offen gelegt. Hachmeisters Position ist klar: Bei allem Respekt vor der föderalen Tradition bedarf es einer „zentralen hoheitlichen Institution für die Medienaufsicht“.
Weitere Themenschwerpunkte: die Produktionsbedingungen im Fernsehen, insbesondere die „Wertschöpfung durch Autoren und Produzenten im Verhältnis zu den Sendern und Medienkonzernen“, die Institutionen der Medienordnung vor allem in Deutschland und Europa sowie die „Publizistik in Zeiten des Internets“.
Das Institut werde eine „umfassende Datenbank über die internationale Medienwirtschaft“ auflegen. Diese solle jeweils in der aktuellsten Fassung im Internet zugänglich sein und an das von Hachmeisters Beratungsgesellschaft HMR International herausgegebene Werk „Wer beherrscht die Medien?“ anlehnen. Sicher ein verdienstvolles Unterfangen, obgleich auch die von Hachmeister nicht sonderlich geschätzte Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich eine solche Datenbank längst vorhält. Weiterhin will das IfM laut Hachmeister „ein Dutzend 2 – 3-Monatsstipendien für Nachwuchswissenschafter“ ausloben, die eine „Scharnierfunktion zwischen Hochschule und Medienpraxis“ erfüllen könnten. In monatlichen Fachgesprächen will das Institut aktuelle medienpolitische Fragen erörtern.
Das Institut hat seinen Hauptsitz in Berlin und unterhält eine Forschungsabteilung in Köln. Finanziert wird es von den Medienfirmen und Einrichtungen, die im 29köpfigen IfM-Kuratorium vertreten sind. Darunter befinden sich jede Menge illustre Akteure aus Medienwirtschaft und Politik: unter anderem Stefan Aust (Spiegel), Wolf Bauer (UFA), Mathias Döpfner (Springer), Georg Kofler (Premiere), Markus Schächter (ZDF), Hans Hege und Norbert Schneider für die Medienanstalt Berlin-Brandenburg bzw. die Landesanstalt für Medien NRW sowie die Sprecher der Landesregierungen von Berlin und Brandenburg Michael Donnermeyer und Erhard Thomas. Der Jahresetat des Instituts liegt bei 850.000 Euro.
Lutz Hachmeister, Jahrgang 1959, ist Partner von HMR International. Er lehrt Journalistik an der Uni Dortmund. Von 1989 bis 1995 war er Geschäftsführer des Adolf Grimme Instituts. Der taz verriet er unlängst sein Credo: „Wir brauchen eine Medienpolitik, die beides in den Griff bekommt: internationale Leistungsfähigkeit der Industrie und die Vielfaltsicherung und Freiheit des Journalismus“.