Physische Attacken deutlich zugenommen

Journalist*innen müssen dringend besser vor Gewalt geschützt werden. Foto: AFP/ Armando Babani

Die Zahl der Attacken auf Pressevertreterinnen und -vertreter hat in Deutschland im vergangenem Jahr massiv zugenommen. Bis Ende 2021 habe es 119 Meldungen zu Bedrohungen, Angriffen, Beleidigungen, Behinderungen, aber auch juristische Attacken gegeben, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) in ver.di, Monique Hofmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Jahr 2020 seien es 72 Angriffe gewesen. Dabei bezog sich Hofmann auf Zahlen des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig.

„Wir als dju dokumentieren Angriffe öffentlich auf Twitter und unterstützen mit diesen Meldungen auch die Zählungen des ECPMF“, sagte Hofmann. Dabei hätten die Angriffe auf Medienschaffende im Zusammenhang mit Anti-Corona-Protesten im Vergleich zum Vorjahr noch einmal eine neue Dimension der Gewaltbereitschaft erreicht. „Physische Attacken haben deutlich zugenommen“, warnte sie.

Weitere Hemmschwellen seien eingerissen, was zu einem erneuten Schub hinsichtlich des Gewaltpotenzials der Teilnehmenden an diesen Protesten geführt habe. „Gewalterfahrungen und Bedrohungssituationen, die in vorpandemischen Zeiten überwiegend Medienschaffende erleben mussten, die in rechtsextremen Kontexten recherchierten, gehören erschreckenderweise inzwischen für immer mehr Journalistinnen und Journalisten zum beruflichen Alltag“, beklagte Hofmann.

Zwar komme noch immer der überwiegende Teil der Angriffe aus dem rechten Spektrum. Zugleich nehme jedoch die Zahl der Attacken durch Teilnehmende an Demonstrationen zu, die mit einem bürgerlichen Anstrich daherkommen, sagte sie und nannte es einen „besorgniserregenden Befund“. Hauptbrennpunkte seien dabei nach wie vor Berlin und Sachsen.

 

 

Weitere aktuelle Beiträge

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »

„Gewerkschaften müssen Schutz bieten“

Marina Weisband hat zuletzt zusammen mit Doris Mendlewitsch das Buch "Die neue Schule der Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln." herausgegeben. Die 37-Jährige diskutiert im Gespräch mit M die Rolle von Medien und Gewerkschaften in autoritärer werdenden Staaten und wie das Geschäft mit der Aufmerksamkeit eine ungleiche Machtverteilung befördert.
mehr »