Schon entdeckt? Landmadla

Schon entdeckt?

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hoch­interessant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und monatlich auf M Online eines davon vor.

Eine „Freundin für die Handtasche“ will Landmadla sein. Das im DinA5-Format erscheinende Heft verspricht im Untertitel „Post von Fränkinnen für Fränkinnen“. In Zeiten, wo fast alle Verlage auf Digitales setzen, erscheint die Herausgabe eines neuen Printprodukts fast schon tollkühn. Ein Nischenprodukt? Unbedingt! Aber nach zwei Jahren sehen sich die Macher_innen auf dem richtigen Weg. Landmadla erscheint monatlich in der Bamberger Mediengruppe Oberfranken, zu der auch das Coburger Tageblatt gehört.

Ausgeheckt hat die Idee ein interdisziplinäres Team aus Ver­lags­mitarbeiter_innen im Rahmen des „Designthinking Workshop 2015“, berichtet Produktmanagerin und Redaktionsmitglied Corinna Igler. Ursprünglich als Heimat-Blog geplant, fand die Redaktion heraus, dass die Leserinnen sich ein Printprodukt wünschen, inklusive Postversand. Das Heft richtet sich vor allem an Frauen – genauer: Fränkinnen – zwischen 30 und 50. Das Besondere an der Publikation sei, „dass die Frauen selbst daran mitwirken können, indem sie uns sagen, welche Themen für sie interessant sind“.

Die Themenpalette unterscheidet sich gar nicht so sehr von den Inhalten klassischer Frauenzeitschriften: Mode, Ernährung, Körper, Ausgehen, Lifestyle. Das Besondere ist jedoch der regionale Fokus: „Alles bei uns wird runtergebrochen auf Franken“, erzählt Igler. In Ressorts wie „Landleben“, „Landgeschichten“ und „Landschönheit“ sollen den Leserinnen auf 68 Seiten praktische Tipps und „Inspiration“ geliefert werden. Pro Heft gibt es einen Themenschwerpunkt. In diesem Jahr konzentriert sich die Redaktion auf Adjektive: Das Juli-Heft stand unter dem Motto „lecker“. Egal, ob Rezepte, ­Spezialitäten oder auch neueste Schminktrends – die Leserinnen erfahren auch gleich, wo es die Leckereien gibt oder welche Kosmetikerin in der Region die Kundinnen am besten bedient. Diese bewusste Vermischung von informativen und werbenden Elementen in Form von Advertorials erscheint an manchen Stellen grenzwertig, hat aber offenbar bisher keine Beschwerde wegen Schleichwerbung ausgelöst.

Natürlich feiert die Zeitschrift fränkische Heldinnen und Selfmade-Frauen: Zum Beispiel Lisa Breckner, ehemaliges Skitalent, heute Geschäftsführerin eines Textil-Unternehmens in Ober­franken. Oder die Nürnbergerin Nicole Cross, die mit 17 Jahren an Bohlens DSDS teilnahm. Aktuell – auch online aufrufbar – ein Interview mit Wiesn-Playmate und Miss Oktober 2017 Patrizia ­Dinkel, die unlängst im Playboy die Hüllen fallen ließ. 2017 gab es auch ein Männerheft, mit Texten über die Mühen der Vaterschaft oder über Claudia, die früher Klaus hieß.

Bis 2017 erschien das Heft zu Testzwecken noch kostenlos, in einer Auflage von 14.000 Exemplaren. Ende des Jahres zählte man 5.000 registrierte Leser_innen. Von diesen konnte „Landmadla“ bis Mitte 2018 immerhin 800 für ein Abo begeistern. Das reicht natürlich noch nicht zum Überleben. Aber der Verlag gibt der Redaktion Zeit bis 2020, um schwarze Zahlen zu schreiben. „Es gibt auch Männer, die uns abonnieren“, verkündet Produktmanagerin Corinna Igler, „meistens aber als Geschenk-Abo für die Frau“.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »

Unabhängige Medien in Gefahr

Beim ver.di-Medientag Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen diskutierten am 20. April rund 50 Teilnehmende im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig die aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft, die Diversität in den Medien und Angriffe auf Medienschaffende. Das alles auch vor dem Hintergrund, dass bei den kommenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg die AfD laut Umfragen stark profitiert. 
mehr »

Wie prekär ist der Journalismus?

„Daten statt Anekdoten“, das war das Ziel des Forschungsprojekts „Prekarisierung im Journalismus“ an der LMU München, das nun nach fast fünf Jahren mit einem internationalen Symposium in München endete. Zu den Daten aus Europa hatte auch die dju in ver.di ihren Beitrag geleistet, als sie ihre Mitglieder um Teilnahme an der Online-Befragung bat und in M über die Ergebnisse berichtete.
mehr »