VG Wort: Schmalerer Scheck

VG-Wort-Einnahmen stiegen insgesamt auf 83,5 Millionen Euro

Bei der Verwertungsgesellschaft Wort war 2003 wieder ein „Rekordjahr“. So jedenfalls leitete Professor Ferdinand Melichar, geschäftsführender Vorstand, den Geschäftsbericht auf der Versammlung der VG Wort am 21. und 22. Mai in Berlin ein. Positiv sieht es allerdings nicht in allen Bereichen aus.

Die Einnahmesteigerung um 5,7 Prozent von knapp 79 auf mehr als 83,5 Millionen Euro im Jahr 2003 ist neben einem Zuwachs des Inlandsaufkommens fast ausschließlich auf die neuen Urhebervergütungen für CD-Brenner 2002 zurückzuführen. Diese brachten rückwirkend ab Juli 2001 sechs Euro Vergütung pro Gerät. Dadurch kamen fast 6,9 Millionen Euro in die Kasse der VG Wort, mehr als die Hälfte davon für die Zeit vor 2003.

Von dieser Quelle werden die Autoren auch künftig nicht unbeträchtlich zehren, ebenso wie von der im August 2003 vereinbarten DVD-Brenner-Vergütung (9,21 Euro je Gerät). Darüber, wie die Einnahmen aus diesem Topf untereinander verteilt werden, müssen sich die Beteiligten aber erst noch einigen. Erstmals wird dafür ein Verteilungsschlüssel für Online-Veröffentlichungen erstellt. Ansonsten gibt es bei der Kopiergeräteabgabe als Haupteinnahmequelle der VG Wort nur noch einen Zuwachs bei Scannervergütung von 7,9 auf fast 9,4 Millionen Euro. Das Aufkommen aus herkömmlichen Fotokopier- und Telefaxgeräten ist ebenso rückläufig wie das aus Copy-Betreiberabgaben.

Dabei ist die Zukunft der Urhebervergütungen für digitale Vervielfältigungsgeräte unsicher. Die IT-Industrie will sie durch Digital-Rights-Management-Systeme (DRM) ersetzen und verweigert seit Jahren Abgaben auf PCs, Drucker und Multifunktionsgeräte. Hierbei geht es um ein Vielfaches der CD-Brenner-Vergütung. Diese hat auch im Bereich Hörfunk/Fernsehen zu einem kräftigen Anstieg des Aufkommens von 10,6 auf 15,2 Millionen Euro geführt. Die Einnahmen aus der Kabelweitersendung stiegen im Inland. Das Aufkommen aus anderen Bereichen wie Bibliothekstantieme, Fotokopieren in Schulen oder Videovermietung stagnierte oder sank leicht.

Einen Einschnitt brachte das Jahr 2003 für die Journalisten. Nachdem die Einnahmen aus Pressespiegeln im Vorjahr bereits stagnierten, sanken sie nun erstmals um 260.000 auf 4,3 Millionen Euro. Hieran wird sich auch 2004 und im folgenden Jahr nichts ändern, denn immer mehr Unternehmen, Verbände und Institutionen steigen von Papier- auf elektronische Pressespiegel um. Dafür erhält die VG Wort erste Zahlungen der Presse-Monitor GmbH aber erst zum 1. Juli 2005 – und zwar sechs Prozent ihrer bis dahin erzielten Pressespiegel-Einnahmen. Danach sind es zwölf Prozent. Da auch die CD-Brenner-Einnahmen erst 2005 ausgeschüttet werden, dürfte der diesjährige Scheck der VG Wort bei vielen Journalisten kleinere Beträge als in den Vorjahren ausweisen.

Während der Presserepro-Sockel für 2003 gesenkt werden musste wie auch die Bibliothekstantieme, erhalten Autoren von Wissenschafts- und Special-Interest-Zeitschriften 60 Cent mehr pro Seite. Erhöht wurden ebenfalls die Punktwerte im Rundfunkbereich.

Die Mitgliederversammlung beschloss – in jetzt getrennten Verteilungsplänen – im Hörfunk eine Höherbewertung von Hörspielen sowie Fachgesprächen/-interviews und im Fernsehen von Dokumentationen/Dokumentarfilmen. Trotz großer Mobilisierung scheiterte ein Antrag von Synchronübersetzern, ihre Bewertung zuungunsten von Rohübersetzern und Untertitlern wieder heraufzusetzen.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

VG Bild-Kunst tagt in Leipzig

Die Verwertungsgesellschaft VG Bild-Kunst lädt am Donnerstag, 20. April 2023, um 10 Uhr ins Pentahotel Leipzig zur Berufsgruppenversammlung ein. Thema werden die Verhandlungen mit den Social-Media-Plattformen, mit META für Facebook und Instagram, mit Pinterest, Flickr, Twitter und anderen sein. Wer persönlich teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail anmelden. Wer nicht persönlich dabei sein kann, den bittet die dju, die Stimmrechtsübertragung an die dju in ver.di nicht zu vergessen. Auf dem Formular, der allen Einladungsbriefen beigelegt ist, findet sich die dju unter "ver.di Fachgruppe Journalismus (dju)". Wer möchte, kann die Stimmrechtsübertragung auch gleich für die geplante…
mehr »

Zusammenschließen statt konkurrieren

Im Zeichen kollektiven Handelns stand der ver.di-Selbstständigentag am 25. März in Leipzig. In den historischen Gewölben der Moritzbastei trafen sich Solo-Selbstständige, um sich nach langer Corona-Zwangspause wieder „in echt“ zu sehen und spannende Themen miteinander zu diskutieren. Der Tag stand unter dem Motto „Kollaboration statt Konkurrenz“ – ein Thema, das auch immer mehr „Einzelkämpfer*innen“ bewegt.
mehr »

Presserat spricht  17 Rügen aus

Der Deutsche Presserat hat wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz auf seiner Märzsitzung 17 Rügen ausgesprochen. Acht Rügen betrafen allein „Bild“ und bild.de. Insgesamt wurden 160 Beschwerden behandelt, 65 Beschwerden erachtete das Gremium der freiwilligen Selbstkontrolle der Presse als unbegründet. Es sprach zudem 32 Missbilligungen und 30 Hinweise aus.
mehr »

Habets lädt ein zum gemeinsamen Streamen

ProSiebenSat.1-Vorstandschef Bert Habets schlägt den Aufbau einer gemeinsamen Streaming-Plattform öffentlich-rechtlicher und privater Anbieter vor. Es gehe nicht um einen Wettbewerb der beiden Systeme, sondern um den gemeinsamen Wettbewerb „gegen die Flut der Desinformation“, sagte Habets auf einem Symposium der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) am 22. März in Berlin. ARD-Vorsitzender Kai Gniffke signalisierte Gesprächsbereitschaft.
mehr »