Was Journalismus fürs Klima leisten muss

Baum: eine Hälfte ist grün, eine Hälfte ist vertrocknet

Foto: fotolia

Das Netzwerk Klimajournalismus veröffentlichte am 26. April 2022 die „Charta Netzwerk Klimajournalismus“ – mit klaren Formulierungen, was Klimajournalismus leisten muss. So appelliert die Charta insbesondere an die Verantwortung der Branche und fordert beispielsweise mehr Ausbildungsangebote und unterstützende Strukturen in den Redaktionen. Gleichzeitig lädt das Netzwerk alle Kolleg*innen ressort- und medienübergreifend ein, sich den mehr als 30 Erstunterzeichner*innen anzuschließen.

„Wir haben ein Selbstverständnis formuliert, um eine Debatte darüber anzustoßen, wie wir unsere Aufgabe als Journalist*innen in der Klimakrise verstehen”, sagt Raphael Thelen, Sprecher der Initiative: „Um der Klimakrise gerecht zu werden, reicht es nicht mehr, darüber zu berichten. Auch im Journalismus braucht es angesichts der Krise grundlegende Änderungen.” Die Charta deckt dabei wichtige Bereiche und Fragen im Zusammenhang mit der Klimakrise ab: „Die Klimakrise ist kein Thema, sondern – analog zu Demokratie und Menschenrechten – eine Dimension jedes Themas. Klimajournalismus ist daher nicht an Ereignisse gebunden und kann nicht in engen Ressort- und Zuständigkeitsgrenzen stattfinden”, heißt es beispielsweise in der Charta.

Sprecher Raphael Thelen sieht in der Charta keinen Widerspruch zu journalistischer Unabhängigkeit: „Wir orientieren uns ja auch an Grundgesetzt und Pressekodex. Und spätestens seit dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 29. April 2021 hat Klimaschutz Verfassungsrang“. Thelen betont: „Klimaschutz ist inhärente Aufgabe des Journalismus. Aller Journalismus muss Klimajournalismus sein!“ Die Charta appelliert besonders auch an die Verantwortung der Branche: Beispielsweise brauche es mehr Ausbildungsangebote und unterstützende Strukturen in den Redaktionen. „Es ist kein individuelles Versagen, dass der Journalismus beim Klima bislang so schlecht war“, sagt Thelen und bittet die Kolleg*innen, künftig Fortbildungen dazu aktiv einzufordern.

Das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland hat sich im Sommer 2021 gegründet, um eine krisenangemessene, klare und konstruktive Berichterstattung zu fördern. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Journalist*innen aus unterschiedlichen Ressorts und Redaktionen, das sich für besseren Journalismus zur Klimakrise einsetzt.

Das Netzwerk lädt nun alle Journalist*innen ein, die Charta zu unterzeichnen und so Teil der Initiative zu werden. Die Charta endet mit den Worten: „Klimajournalismus trägt (…) zu einem klaren ethischen und ökologischen Ziel bei: dem Erhalt der Lebensgrundlagen für alle Lebewesen auf diesem Planeten.“


Heute Abend (26.04.22) um 18.30 Uhr beantworten Raphael Thelen und Verena Mischitz, die die Klimainitiative in Österreich vertritt, Fragen in einem Twitter-Space. Die Moderation übernimmt ZDF-Wetter-Experte Özdil Terli: https://twitter.com/i/spaces/1dRKZleXZPMJB

Die deutsche Charta im Wortlaut:
https://klimajournalismus.de/charta/

Hier können Kolleg*innen die Charta unterzeichnen:
https://klimajournalismus.de/sign-charta/

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

„PR-Puppen“ proben den Aufstand 

Kreative, die der Tech-Konzern OpenAI (ChatGPT, DALL-E) zu einem geschlossenen Produkttest eingeladen hatte, leakten den Testzugang kürzlich und griffen OpenAI in einem Protestschreiben öffentlich an. Sie warfen dem Unternehmen u.a. vor, sie für Marketing und PR zu missbrauchen und Art Washing zu betreiben.Eine teilnehmende Person schildert M , wie es zu dem Leak kam und was Techkonzerne künftig bei der Zusammenarbeit mit Kreativen besser machen können.
mehr »

Studienergebnisse: Worlds of Journalism

Was bedeutet es heute, Journalist*in zu sein? Welche Dynamiken und Entwicklungen lassen sich im Berufsfeld wahrnehmen? Was brauchen wir, um gute und professionelle Arbeit machen zu können? Zu diesen Fragen führt das Langzeitforschungsprojekt „Worlds of Journalism“ seit 2007 weltweit Befragungen durch. Von 2021 bis 2023 ging die Studie in die dritte Runde. Unterstützt von UNESCO und der International Federation of Journalists, fokussiert die aktuelle Umfrage auf den Themenkomplex Risiken und Ungewissheiten. Ein Blick in die Schweiz.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Fehlender Schutz für Journalistinnen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di von der Politik und Arbeitgebern endlich mehr Schutz für Frauen in den Medien. Die Zahlen von Gewalttaten an Frauen sind sowohl online als auch offline gestiegen. Der Lagebericht 2023 der Bundesregierung zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten zeigt: Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität - 322 Straftaten - 56,3 Prozent mehr als noch in 2022.
mehr »