„Wutanfall“: Fotoprojekt braucht noch Unterstützer

Chaos nannte sich der Sänger der legendären Leipziger Punk-Band "Wutanfall". Foto: Christiane Eisler

Die Fotografin Christiane Eisler hat sich, seit sie Studentin in Leipzig war, mit der Punkbewegung der 1980er Jahre in der DDR beschäftigt. Es ging ihr um Protagonisten, die aus unterschiedlichster Motivation durch ihr Verhalten, ihre Kleidung, ihre Frisur und Haarfarbe die Konfrontation mit dem Umfeld, der Gesellschaft, den Staatsorganen der DDR suchten. Dieses Thema hat sie bis heute nicht losgelassen. Neben einer Ausstellung plant Eisler die Herausgabe eines besonderen Buchkatalogs, für dessen Herstellung Unterstützer gesucht sind.

„In der Studienzeit und den Jahren danach bis 1989 belichtete ich Hunderte von Filmen. Und auch über die letzten mehr als 25 Jahre entstanden sporadisch, aber in großer Zahl unzählige Fotografien, die einen Eindruck davon vermitteln, was sich im Leben einzelner ehemaliger Punks verändert hat. Die jüngsten Portraits der letzten Jahre zeichnen Spuren des gelebten Lebens nach, die Vergleiche mit den alten Bildern machen nachdenklich, lassen eigene Verantwortung und das Leben in seiner ganzen Individualität spüren“, erläutert die Fotografin.

Das zum größten Teil unbekannte und noch nicht veröffentlichte Fotomaterial soll, kombiniert mit Texten, Zeichnungen, Unterlagen in eine Ausstellung mit großen Fotoabzügen einfließen. Unter dem Titel „Wutanfall. Punk in der DDR 1982 – 1989. Die Protagonisten damals und heute“ soll sie im April 2017 erstmals in Leipzig-Connewitz in der Galerie KUB in Zusammenarbeit mit dem soziokulturellen Zentrum naTo gezeigt werden.

„Mein großer Wunsch ist es, zu diesem Ausstellungsprojekt einen begleitenden Katalog zu produzieren, der all das beinhaltet, was ich zusammengetragen habe und mir wichtig ist“, erläutert Eisler das Projekt auf ihrer Crowdfunding-Seite. Neben dem Katalog plant sie eine limitierte, in aufwändiger Handarbeit gefertigte Art-Edition-Ausgabe mit speziellen Einlagen im Schuber.

Über 200 Unterstützer gibt es schon, doch wird bis zum 27. Oktober weiter um finanzielle Hilfe geworben, damit das Projekt realisiert werden kann. Neben diversen Dankeschön-Gaben verspricht die Fotografin: „Für alle, die sich für die Punkbewegung interessieren, selbst Punk waren oder es verpasst haben, dabei gewesen zu sein, ist es ein Dokument visualisierter Zeitgeschichte, mit dem Ernst und dem Witz, die der Bewegung innewohnten. Es ist keine Verherrlichung des Aufbegehrens, sondern eine Zeitzeugenanalyse von Ereignissen, die es so nie wieder geben wird.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Öffentlichkeit ohne Journalismus

Schwindende Titel, schrumpfende Redaktionen, immer geringere Abonnentenzahlen – dass gerade der Lokaljournalismus vielerorts unter Druck steht, ist nicht neu. Doch was bedeutet das für die lokale Öffentlichkeit, die inzwischen von vielen selbstbewussten Medien-Akteuren mitgestaltet wird? Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung beschäftigt sich mit genau dieser Frage.
mehr »

Die Medienwende nach dem Mauerfall

35 Jahre nach dem Mauerfall bietet die Medienlandschaft im Osten Deutschlands ein zwiespältiges Bild. Nach wie vor verlieren die von westdeutschen Großverlagen kontrollierten ehemaligen DDR-Traditionstitel überdurchschnittlich an Auflage und Anzeigenvolumen. Der aufgelöste staatliche DDR-Rundfunk ist nach anfänglichem Hickhack erfolgreich in ARD und ZDF integriert. Gescheitert ist indes früh der Traum der Ex-Bürgerrechtler von einem „Dritten“ Medienweg.
mehr »