Editorial: Frei sein mit und in ver.di

In der aktuellen Arbeitswelt nehmen Selbstständige immer mehr Raum ein. In nahezu allen Branchen wächst ihre Zahl stetig. Frei zu arbeiten, ist jedoch nicht immer die freiwillige Entscheidung des Einzelnen. Oft führt die mangelnde Aussicht auf eine Festanstellung etwa bei einem Hochschulabsolventen – nach dem zigsten Praktikum – dazu. Oder der Trend, zunehmend Arbeiten von Festen auf Freie zu verlagern, wie wir es derzeit massiv in Zeitungsredaktionen erleben, ist ein Grund. Hunderte Redakteure wurden allein in den letzten zwei Jahren „frei“gesetzt. Für viele ist Selbstständigkeit jedoch durchaus eine Alternative zum Angestelltendasein, mitunter von Anfang an gewollt. Als Herausforderung verstanden, sein/ihr eigner Chef zu sein, kommt man/frau gut zurecht und hat Spaß bei der Arbeit. Der hört aber auf, wenn die Arbeitsbedingungen mies sind, Honorare gedrückt werden, anstatt zu wachsen; von sozialer Absicherung oder gar Altersvorsorge kaum die Rede sein kann.

In ver.di sind derzeit 30 000 Solo-Selbstständige organisiert – zu wenig angesichts von fast 2,5 Millionen in Deutschland sagt M und fragt den ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske nach dem Engagement der Gewerkschaft für Solos. Und da gibt es einiges! Gemeinsam – in und mit ver.di – nach Lösungen zu suchen, sich zu vernetzen, dafür plädiert die Vorsitzende der ver.di-Bundeskommission Selbstständige, die langjährige freie Journalistin Gundula Lasch. Die Gewerkschaft sieht sie unter anderem in der Pflicht, die Positionen der Freien gegenüber Auftraggebern zu stärken, etwa durch tarifvertragliche Regelungen wie es sie für arbeitnehmerähnliche Personen bereits gibt.

Undercover unterwegs zu sein, ist für Rechercheure heutzutage oft die einzige Möglichkeit, um miserable Arbeitsbedingungen in Unternehmen aufzudecken. Nicht selten werden auch hier inakzeptable prekäre Beschäftigungsverhältnisse zutage gefördert wie beim Autokonzern Daimler, ausgestrahlt im SWR. Das Wallraff-Team rückte Zalando und Co. auf die Pelle, zu sehen bei RTL. Mit juristischen Mitteln hoffen die Kritisierten dagegen anzukommen. Eins scheint klar, Roboter werden diese Rechercheure nicht ersetzen können, aber was kann der sogenannte Roboterjournalismus heute schon? Der Versuch einer Antwort.

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