Aktion für: Ileana Alamilla

Die Direktorin der guatemaltekischen Nachrichtenagentur Cerigua erhält Morddrohungen

Auch nach dem Ende des Bürgerkrieges in Guatemala sind Meinungsfreiheit und Menschenrechte noch längst nicht gesichert. Die Kolleginnen und Kollegen der seit 17 Jahren existierenden Nachrichtenagentur Cerigua wissen das aus eigener Erfahrung. Im Juni haben die Repressalien gegen die Agentur und ihre Direktorin Ileana Alamilla erneut zugenommen. In anonymen Drohanrufen wurde sie gewarnt, sie solle sich „in Acht nehmen“. Am 23. Juni wurde eine Anruferin deutlicher: „Wir wissen, wo ihr seid, und wir werden euch töten“, lautete die unverhohlene Drohung.

Cerigua ist mit ihrer unabhängigen Berichterstattung den Behörden seit Jahren ein Dorn im Auge. Die Agentur wurde am 8. August 1983 gegründet, am selben Tag, an dem General Rios Montt als Staatschef gestürzt wurde. Seitdem hat Cerigua über die Situation in Guatemala berichtet; viele Mitarbeiter haben Morddrohungen erhalten. Ileana Alamilla ist seit der Gründung die Direktorin von Cerigua; sie ist außerdem Mitglied in mehreren guatemaltekischen und internationalen Journalistenverbänden. Auch das schützt sie nicht vor Repression: 1994 wurde das Büro ihrer Nachrichtenagentur von Unbekannten gestürmt und geplündert. Das Archiv wurde dabei vollständig zerstört.

In den vergangenen Wochen haben die Einschüchterungsversuche gegen Journalisten in Guatemala zugenommen. Zahlreiche Redakteure kritischer Medien haben Drohungen per Telefax oder Telefon erhalten. Andere Kollegen wurden demonstrativ von Autos mit abgedunkelten Scheiben verfolgt. amnesty international glaubt, dass diese Maßnahmen Teil einer Kampagne sind, mit der diejenigen, die sich für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen, zum Schweigen gebracht werden sollen. In den vergangenen Monaten waren auch Gewerkschafter und Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen bedroht worden. Vor allem wer – auf publizistischem oder juristischem Weg – die laufenden Prozesse gegen Militärs unterstützt, die wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in der Vergangenheit angeklagt wurden, ist massiven Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Es wird vermutet, dass Teile der heutigen oder früheren Armee für die Drohungen verantwortlich sind.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den guatemaltekischen Innenminister, in denen Sie fordern, dass die Drohungen gegen Ileana Alamilla und ihre Kolleginnen und Kollegen der Nachrichtenagentur CERIGUA unabhängig untersucht, die Verantwortlichen vor Gericht gestellt und umgehend Maßnahmen zur Sicherheit der Bedrohten eingeleitet werden.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:

Lic. Guillermo Ruiz Wong
Ministro de Gobernaci-n
Ministerio de Gobernaci-n
6a Avenida 4-64, Zona 4
Ciudad de Guatemala
Guatemala
Fax: 00502-3620237

(Aerogramm bis 5 g: DM 2,-; Standardbrief Luftpost bis 20g: DM 3,-)

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

CERIGUA
2a Calle 1-42, Zona 1
Ciudad de Guatemala
Guatemala
Fax: 00502-2381456
cerigua@guate.net

Kanzlei der Botschaft der Republik Guatemala
I.E. Frau Anamaria
Diéguez Arévalo
Zietenstraße 16
53173 Bonn
Telefax: (0228) 354940

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »