Aktion für Rabah Kareche, Algerien

Nach Bericht über Proteste inhaftiert

Die Polizei kam noch am Tag der Veröffentlichung. Am 18. April 2021 erschien ein Artikel des algerischen Journalisten Rabah Kareche über Proteste der Volksgruppe der Tuareg, die im Süden des Landes – in der Oasenstadt Tamanrasset – für ihre Landrechte demonstrierten. Bereits Stunden später wurde Kareche festgenommen. Zunächst brachten ihn Sicherheitskräfte auf eine Polizeiwache und verhörten ihn ausführlich zu dem von ihm veröffentlichten Artikel. Anschließend kam er in Haft.

Die Staatsanwaltschaft am erstinstanzlichen Gericht von Tamanrasset erhob Anklage gegen Rabah Kareche wegen „Verbreitung von Fake News oder Informationen, die die Sicherheit oder die öffentliche Ordnung gefährden“ und „Schädigung der nationalen Sicherheit oder der nationalen Einheit“ sowie wegen „Erstellung oder Unterhaltung einer Website zur Veröffentlichung von Informationen, die in der Gesellschaft Diskriminierung und Hass schüren“ können. Ein von den Anwälten des Journalisten eingereichter Antrag auf vorläufige Freilassung wurde am 27. April vom Gericht abgelehnt. Kareche soll bis zu seinem Prozess in Haft bleiben – der Termin ist offen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Kareche wegen seiner journalistischen Arbeit ins Visier der Behörden geraten ist. In den beiden Monaten vor seiner Festnahme wurde er mehrfach vorgeladen und verhört. Kareche berichtete anschließend, dass ihn die Polizei unter Druck gesetzt habe, seine Quellen preiszugeben. Dies habe er abgelehnt.

Der Journalist arbeitet seit fast einem Jahrzehnt als Korrespondent der Zeitung „Liberté“ in Tamanrasset. Seine Beiträge behandeln Themen wie soziale Gerechtigkeit, Korruption, Migration oder die Politik der Regierung. Seine Berichterstattung über Algeriens südlichste Region, die auch Militärgebiet ist, lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeiten der dort lebenden Tuareg-Bevölkerung. Deren Proteste gegen ihre wirtschaftliche und soziale Ausgrenzung finden ansonsten wenig mediale Beachtung.

Seine Festnahme ist ein Beispiel für die Einschränkung der Me?dienfreiheit durch die Behörden. Die algerische Gesetzgebung ist geprägt von repressiven Bestimmungen, die eine Verfolgung von Journalist*innen oder Blogger*innen ermöglichen. Diese Gesetze sind vage formuliert und sehr weit gefasst, so dass sie willkürlich eingesetzt werden können.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den algerischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, den Journalisten Rabah Kareche umgehend und bedingungslos freizulassen und die Pressefreiheit im Land zu achten. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch, Englisch oder Deutsch an:

Abdelmadjid Tebboune · Présidence de la République

Place Mohammed Seddik Benyahia · El Mouradia

Alger 16000 ALGERIEN

E-Mail: president@el-mouradia.dz

 

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

BOTSCHAFT DER DEMOKRATISCHEN VOLKSREPUBLIK ALGERIEN

S.E. Herrn Nor Eddine Aouam

Görschstraße 45?–?46 · 13187 Berlin

Fax: (030) 48 09 87 16

E-Mail: info@algerische-botschaft.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »