Aktion für Saban Dayanan

Der Fotograf aus Istanbul wird bedroht und schikaniert – nicht zum ersten Mal

Seine Bilder zeigen Folteropfer oder regierungskritische Demonstrationen. Er fotografiert Menschenrechtler in Aktion und gewalttätige Polizisten. Und die Bilder von Saban Dayanan erscheinen nicht nur in türkischen Zeitungen, sondern auch in ausländischen Medien. Bei den Behörden in Istanbul und Ankara wird das nicht immer gern gesehen. Schließlich bemühen sich die Politiker am Bosporus um die Aufnahme ihres Landes in die Europäische Union – und da sind Fotos, die das Land in ein ungünstiges Licht rücken, nicht erwünscht.

Saban Dayanan fotografiert parteiisch. Der in Istanbul lebende 33-Jährige ist Vorstandsmitglied des Türkischen Menschenrechtsvereins IHD, der mit 19.000 Mitgliedern größten Menschenrechtsorganisation des Landes. Als die Initiative am 19. Oktober dieses Jahres einen Bericht über den seit einem Jahr andauernden Hungerstreik politischer Gefangener veröffentlichte, versuchten fünf Männer, die sich bei Nachbarn als Polizisten auswiesen, in Dayanans Wohnung einzubrechen. Auch gibt der Fotograf und Menschenrechtler an, tagelang von Polizisten in Zivil beschattet worden zu sein. Am 15. November drang ein bewaffneter Mann in das IHD-Büro und drohte damit, die Anwesenden zu ermorden. Bei dem erfolgreichen Versuch, den Eindringling zu überwältigen, wurde Saban Dayanan verletzt und musste ins Krankenhaus. Der Täter kündigte an, ihn bei der nächsten Gelegenheit zu ermorden.

Dayanan wird nicht zum ersten Mal schikaniert und eingeschüchtert. Als 1996 der Journalist Metin Göktepe im Polizeigewahrsam starb, zweifelte Dayanan die offizielle Version eines Unfalls an, woraufhin Polizisten in seine Wohnung einbrachen. Später wies eine Autopsie nach, dass schwere Schläge Göktepes Tod verursacht hatten. Nach der Festnahme von PKK-Chef Abdullah Öcalan erhielt Dayanan Morddrohungen von einer rechten Gruppierung. Vor zwei Jahren wurde er bei einem Polizeieinsatz im IHD-Büro in Istanbul von Beamten geschlagen.

Schreiben Sie bitte
höflich formulierte Briefe an den türkischen Innenminister, in denen Sie die Behörden auffordern, wirksame Maßnahmen zum Schutz von Saban Dayanan einzuleiten, den versuchten Einbruch in seine Wohnung zu untersuchen sowie sicherzustellen, dass Journalisten und Menschenrechtler in der Türkei zu allen Themen ungehindert arbeiten können.

Schreiben Sie
in gutem Türkisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Rüstü Kazim Yücelen
Icisleri Bakanligi
06644 Ankara
TÜRKEI
Fax: 0090-312 418 1795
Schicken Sie eine Kopie Ihres Schreibens an die türkische Botschaft:
Kanzlei der Botschaft der Republik Türkei
S.E. Herrn Osman Taney Korutürk
Rungestraße 9
10179 Berlin
Telefax: (030) 275 90 915
E-mail: turk.em.berlin@t-online.de

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Alternative Medien

Luis Paulitsch ist ehemaliger Referent des österreichischen Presserats. Er forscht und publiziert in Fachzeitschriften zu medienethischen und zeitgeschichtlichen Themen. Sein aktuelles Buch beschäftigt sich eingehend mit dem Aufstieg von Medien, die den zahlreichen rechtspopulistischen und faschistischen Strömungen ein Forum bieten und damit ihren Teil zu deren politischen Erfolgen beigesteuert haben.
mehr »

USA: Gefährliche Berichterstattung

Zahlreiche Journalist*innen wurden während der Berichterstattung über die Demonstrationen in Los Angeles in der vergangenen Woche angegriffen, festgenommen und in ihrer Arbeit massiv behindert. Presserechtsgruppen verklagen nun die Polizei. Bei den Angriffen soll es sich um gezielte Attacken haben. Auch Reporter ohne Grenzen fordert eine Aufklärung aller dokumentierter Fälle.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Podcast: Radio Taiwan International

Radio Taiwan International (RTI) hält eines von wenigen deutschsprachigen Rundfunkangeboten der ostasiatischen Region bereit, ausfinanziert vom taiwanesischen Kulturministerium und mit einer Hörer*innenschaft in 144 Ländern. Warum RTI eine beachtenswerte und auch unabhängige  Informationsquelle darstellt, hat sich Danilo Höpfner vom M-Medienpodcast einmal genauer angehört.
mehr »