Aktion für verhafteten Kölner Adil Demirci

Tamer Demirci läuft an der Spitze der 1. Mai-Demonstration in Köln und macht mit einem Schild auf die Situation seines Bruders Adil aufmerksam
Foto: ver.di

Seit dem 13. April sitzt der deutsch-türkische Journalist Adil Demirci in türkischer Haft. Der Kölner, der ebenso wie Mesale Tolu für die Nachrichtenagentur Etha arbeitet, war während eines Kurzurlaubs mit seiner Mutter in der Türkei festgenommen worden. Vorgeworfen werden ihm „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ sowie „Terrorpropaganda“. Der kurz nach Demircis Festnahme in Köln gegründete Solidaritätskreis „Freiheit für Adil“ hat nun eine Postkartenaktion für den 32-Jährigen ins Leben gerufen.

Konkret wirft die türkische Justiz Demirci vor, in den Jahren 2013, 2014 und 2015 an Beerdigungen von vermeintlichen PKK-Anhängern teilgenommen zu haben. Wie lange seine Untersuchungshaft dauern wird, bleibt unklar. Die Anwältin des freien Journalisten geht davon aus, dass sich der Prozess ähnlich wie bei Mesale Tolu in die Länge ziehen wird.

Demirci hat nach seinem Abitur in Bochum Sozialwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen studiert und lebt jetzt in Köln. Zurzeit arbeitet er beim Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bunds (IB) in Remscheid. Dort hilft er traumatisierten Flüchtlingen aus Kriegsgebieten bei der Integration. Er engagiert sich verstärkt für die Gewerkschaftsarbeit in ver.di und kandidiert außerdem für die kommenden Betriebsratswahlen.

Im Solidaritätskreis haben sich deshalb nicht nur Demircis Freund_innen, Familie und Arbeitskolleg_innen, sondern auch zahlreiche ver.di-Mitglieder zusammengeschlossen. Die Unterstützer_innen treffen sich jeden Mittwoch um 18 Uhr zu einer Mahnwache am Kölner Wallraffplatz, um an Demircis Festnahme zu erinnern. Mit der nun gestarteten Postkartenaktion rufen sie außerdem dazu auf, dem Journalisten Briefe und Karten in die Haft zu schicken: „Wie Deniz Yücel nach seiner Freilassung sagte, hat ihm die große Solidarität die meiste Kraft gegeben und ihn in der Zeit seiner Haft gestärkt. Damit Adil weiß, dass die Bevölkerung sich mit ihm solidarisiert, sollten ihm deshalb möglichst viele Menschen schreiben“, bitten Tamer Demirci und Said Boluri aus dem Solidaritätskreis.

Briefe und Postkarten können an die folgende Adresse geschickt werden:

Adil Demirci
Silivri Kapali Ceza Infaz Kurumu
No.9
Istanbul/Silivri
Turkey

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »