Entführt und ermordet

Lage in Pakistan spitzt sich weiter zu

Für Musa Khankel war die Einführung der Scharia im Nordwesten Pakistans tödlich. Der 28-jährige Reporter des Fernsehsenders „Geo News“ und der Zeitung „The News“ berichtete am 18. Februar 2009 über einen so genannten Friedensmarsch einer radikal-islamischen Scharia-Bewegung in der Stadt Matta im Swat-Tal. Während der Veranstaltung wurde Khankel entführt. Wenige Stunden später wurde die verschandelte Leiche des Korrespondenten gefunden.

Anlass für die Kundgebung war eine Vereinbarung der Provinzregierung mit der Gruppierung. Mit der Einführung des islamischen Rechts hoffte die Politik, die religiös motivierte Gewalt in der Grenzregion zu Afghanistan beenden zu können. Der Mord an Musa Khankel zeigt, dass dies wohl ein frommer Wunsch bleiben wird. Denn die radikalen Gruppen wollen unter anderem mit aller Macht verhindern, dass es eine von ihnen nicht kontrollierte Berichterstattung aus der Region gibt.
Organisationen wie die „Internationale Journalistenvereinigung“ (IFJ) oder die „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) verurteilten die Ermordung als Angriff auf alle in der Krisenregion arbeitenden Medienvertreter. Die Asiendirektorin der IFJ, Jacqueline Park, verlangte eine vollständige Aufklärung des Mordes: „Die Täter müssen vor Gericht gestellt werden, damit solche Taten sich nicht wiederholen.“
Schon mehrfach wurden in jüngster Zeit im Westen Pakistans Journalisten ermordet oder eingeschüchtert. So drohte ein unbekannter Anrufer dem Fernsehjournalisten Ashfaq Bangash, er solle sich einen Bart wachsen lassen und seinen Beruf wechseln. Ansonsten habe seine Stunde geschlagen. Wie ernst solche Drohungen zu nehmen sind, weiß Bangash aus der eigenen Familie: Sein Cousin Aamir Wakil, ebenfalls ein Journalist, ist im Januar 2009 ermordet worden.
Insgesamt wurden seit Anfang 2008 in Pakistan schon zehn Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit getötet. Nur in einem Land der Welt – dem Irak – ist die Zahl höher.
Wie prekär die Lage in Pakistan ist, zeigte auch ein Vorfall vom 17. Februar, dem Tag vor der Ermordung von Musa Khankel. Unbekannte bewaffnete Männer zündeten in der Nacht mehrere Sprengsätze am und im Presseclub von Wana, der Hauptstadt der Provinz Süd-Waziristan. Das zweistöckige Haus wurde dabei vollständig zerstört. Sher Khan, Präsident der pakistanischen Journalistenvereinigung TUJ, forderte einen besseren Schutz der Presseclubs und der Korrespondenten in den Krisengebieten.
    hg

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »