UNI-MEI: Generalversammlung in Lissabon
Mehr als 130 Teilnehmer aus 47 Ländern nahmen an der UNI-MEI Generalversammlung „digital | fair | bargain” vom 27./28. Oktober in Lissabon teil, der vierten seit der Gründung der UNI im Jahr 2000. Seit damals ist der Medien-, Unterhaltungs- und Kunstsektor weltweit gewachsen. Gemessen nach Mitgliedschaftsbeiträgen um 20 Prozent und liegt nun knapp unter 200.000 Mitgliedern.
Im Zentrum der Generalversammlung stand die Frage, wie die Gewerkschaften in der Medien- und Unterhaltungsindustrie die Beschäftigten vor dem Hintergrund der technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, wirksam vertreten und schützen können. Eine Leitfrage dabei: Wie können wir wachsen?
Der Strukturwandel verlange nach einer Neudefinition dessen, was ein „fairer digitaler Deal” für Kreative, Techniker und alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist. Für Medien- und Kulturschaffende bringt die digitale Wirtschaft neue Beschäftigungsmöglichkeiten, vernichtet jedoch vielerorts auch Arbeitsplätze. Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbeziehungen verändern sich. Die Prekarisierung der Arbeit wird häufig verstärkt.
Immer wichtiger wird deshalb die Koordinierung der gewerkschaftlichen Arbeit auf nationaler, regionaler und globaler Ebene, um die Rechte der Medien- und Kulturschaffenden zu stärken. Diese Zusammenarbeit kann sich auf Konzerne beziehen, die weltweit tätig sind wie z.B. Amazon, sie kann Medienkonzerne wie Bertelsmann oder Sky betreffen oder Strategien der Digitalkonzerne im Zusammenhang mit ihren Interventionen bei „Frei”-Handelsabkommen. Es geht darum, wirkungsvolle Regulierungsansätze zu entwickeln, die in nationaler und europäischer Gesetzgebung Unternehmen zu einer Politik zwingen, die Arbeitnehmerrechte und damit auch Gewerkschaften als Interessenvertretung der Beschäftigten und als Tarifpartner anerkennt.
Die Beschlüsse von Lissabon sind die Orientierung für die Politik der nächsten vier Jahre. Der Aktionsplan 2020 beinhaltet handlungsorientierte Ziele mit 10 Prioritäten. Ganz vorn stehen Mitgliederwerbung und Entwicklung gewerkschaftlicher Handlungsmöglichkeiten, Gleichstellung der Geschlechter, eine bessere Rechtsetzung im Bereich der Kultur und des Urheberrechts der Medien- und Kulturschaffenden für den audiovisuellen Sektor.
Einen wesentlichen Fortschritt gab es bei der Gleichstellung der Geschlechter. Als erste Sektion der UNI wurde in MEI die vierzigprozentige Quote im Wahlprozess realisiert. 42 Prozent der Vorstandsmitglieder sind Frauen. Gerry Morrisey von der BECTU wurde in seinem Amt als Präsident bestätigt; ebenso Heinrich Bleicher-Nagelsmann als Vizepräsident. Initiativanträge gab es unter anderem zur Rundfunksituation in den Ländern Korea, Indien, Slowenien und dem Vereinigten Königreich. In Großbritannien steht das „Mutterschiff” des öffentlich rechtlichen Rundfunks, die BBC ebenso unter Druck wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Spanien und Ungarn sowie der Ukraine. Deshalb wird ein Tag zur Verteidigung des Rundfunks in Europa und letztlich weltweit für das Frühjahr 2016 vorbereitet.
HBN
Beschlüsse der Konferenz unter: https://medien-kunst-industrie.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++e49747b2-8d42-11e5-89a1-525400438ccf