Lesvos: dju warnt vor einer Eskalation

Migranten formieren sich am 2. März nach Zusammenstößen mit Grenzpolizei nahe dem Moria Camp auf Lesbos zu einem Protestzug.
Foto: Reuters/Elias Marcou

Die Deutsche Journalistinnen- Journalisten-Union (dju) in ver.di warnt wegen der Menschenrechtssituation an der türkisch-griechischen Grenze und auf den griechischen Inseln vor einer weiteren Eskalation. Bürgerwehren und Rechtsradikale machten Stimmung gegen ankommende Geflüchtete. Es seien aber bereits auch Medienvertreter und Hilfskräfte angegriffen und verletzt worden. Die Behörden müssten ihren Schutzpflichten nachkommen, gemeinsame Lösungen der EU seien dringlich, fordert die dju.

„Die aktuellen Zustände auf Lesvos und am griechisch-türkischen Grenzfluss Evros sind unhaltbar. Die Menschen erleben dort eine humanitäre Krise. Die EU-Staaten müssen schnellstmöglich eine gemeinsame Lösung zum Schutz der Geflüchteten finden“, forderte die Vorsitzende der dju in ver.di, Tina Groll.

Die ohnehin angespannte Lage auf Lesvos habe sich nach der Grenzöffnung der Türkei am Wochenende dramatisch verschlechtert. Auf der Insel herrsche eine aggressive Stimmung gegenüber den Geflüchteten, es komme vermehrt zu Übergriffen durch Bürgerwehren und Rechtsradikale. Dabei sind auch mehrere Journalisten sowie Mitarbeiter*innen von Hilfsorganisationen verletzt worden. Ein deutscher Videojournalist wurde getreten und geschlagen sowie seine Kameraausrüstung ins Meer geworfen.

„Es bedarf der Journalistinnen und Journalisten vor Ort, die das Geschehen dort für die Öffentlichkeit umfassend dokumentieren und einordnen“, sagte Groll. „Ihre ungehinderte Arbeit muss dringend gewährleistet werden. Wir erwarten von den griechischen Behörden, ihren Schutzpflichten nachzukommen, die Pressefreiheit durchzusetzen und für die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen zu sorgen!“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »