Lukaschenko verstärkt den Druck

In Weißrussland ist Präsident Alexander Lukaschenko nach seiner umstrittenen Wiederwahl am 19. Dezember 2010 vermehrt gegen unabhängige Journalisten vorgegangen. Nach Protesten gegen den offiziellen Ausgang der Wahl nahm die Polizei in der Hauptstadt Minsk zahllose Demonstranten fest. Auch viele Journalisten, die über die Kundgebung berichteten, wurden Opfer der staatlichen Willkür.


Der weißrussische Journalistenverband BAJ veröffentlichte die Namen von 25 Reportern, die nach dem 19. Dezember für mehrere Tage inhaftiert wurden – unter ihnen auch Mitarbeiter ausländischer Medien. Ob es zu Anklagen kommt, bei denen dann hohe Haftstrafen drohen, steht noch nicht fest.
Internationale Journalistenverbände riefen die Staatengemeinschaft auf, bei Lukaschenko gegen den Umgang mit Medien lautstark zu protestieren. Bei der Amtseinführung des Präsidenten – oft als „letzter Diktator Europas“ betitelt – nahmen demonstrativ keine Vertreter der Europäischen Union teil. Das Europäische Parlament in Straßburg verabschiedete eine Resolution, in der wegen der Unterdrückung der Opposition Sanktionen gegen Weißrussland gefordert werden.
Die Behörden setzten ihr Vorgehen auch im neuen Jahr unbeeindruckt fort. Am 11. Januar ließ Lukaschenko den Hörfunksender „Awtoradio“ schließen. Dort waren – einmalig in Weißrussland – unterlegene Präsidentschaftskandidaten zu Wort gekommen. Auch die Hausdurchsuchungen bei Reportern gingen weiter – beispielsweise am 12. Januar bei Irina Chalip, der Korrespondentin der russischen Nowaja Gaseta oder bei Andrei Pachobut, der für das polnische Blatt Gazeta Wyborcza arbeitet.

hg

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »