Malaysia: Schikanen gegen Journalisten

Der Versuch, einen Dokumentarfilm über die Abholzung im Nordosten von Malaysia zu drehen, reichte aus, damit zwei Journalisten ins Visier der örtlichen Behörden gerieten. Sie wurden festgenommen – von Mitarbeitern der Forstbehörde, die dazu nach malaysischem Recht unter bestimmten Umständen sogar berechtigt sind.

Menschenrechtler der indigenen Gemeinschaft der Orang Asli befürchten, dass durch das Abholzen der Wälder ihr Land und ihre besondere spirituelle Beziehung zu dem Land zerstört werden könnten. Deshalb protestierten sie, als die örtlichen Behörden neue Abholzungslizenzen erteilten. Mit einer Blockade im nördlichen Bundesstaat Kelantan versuchten sie, ihr angestammtes Land und ihre Bodenschätze zu schützen. Vergebens, denn Mitarbeiter der Forstbehörde nahmen die fünf Protestierer fest. Am nächsten Tag gab es weitere friedliche Proteste – und 16 neue Festnahmen.

Weil sie diese dokumentierten, wurden auch gleich zwei Journalisten – ein Fernsehredakteur und sein Kameramann – festgenommen. Sie arbeiten an einem Dokumentarfilm über die Abholzung in Kelantan und über Situation der Ureinwohner_innen in der Region. Den Behörden ist die Arbeit wohl ein Dorn im Auge. Mitarbeiter der Forstbehörde dürfen tatsächlich Menschen festnehmen, allerdings haben sie in diesem Fall vermutlich ihre Befugnisse überschritten, weil die Proteste friedlich und von der Versammlungsfreiheit gedeckt waren.

De Orang Asli berichten immer wieder von willkürlichen Festnahmen und Repressionen, wenn sie versuchen, sich für ihr Land einzusetzen. Dabei genießen sie laut Verfassung Malaysias eigentlich besondere Schutzrechte, die auch ihren Grund und Boden betreffen. In der Praxis aber scheint sich die Holzindustrie unter Billigung der Behörden darüber hinwegzusetzen. Journalist_innen, die darüber berichten, müssen ebenfalls mit Drangsalierungen rechnen. Auch wenn alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuß sind, ist die Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Bundesstaat Kelantan bedroht.

WAS KÖNNEN SIE TUN?

Schreiben Sie an die Regierung des malaysischen Bundesstaates Kelantan und protestieren sie gegen die vorübergehende Festnahme von zwei Journalisten, die über Proteste gegen Abholzungen berichtet haben. Verlangen Sie, dass alle Medienleute im Gebiet der Orang Asli ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können. Schreiben Sie in Englisch oder auf Deutsch an:

REGIERUNG DES BUNDDESSTAATES KELANTAN Jabatan Perhutanan Negeri Kelantan The Office of the Kelantan State Secretary Blok 2, Level 2 Kota Darul Naim 15503 Kota Bharu Kelantan MALAYSIA Fax: 00 609 – 748 5512 E-Mail: portal@kelantan.gov.my

 Schicken Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

BOTSCHAFT VON MALAYSIA S. E. Herrn Zulkifli Bin Adnan Klingelhöferstraße 6 10785 Berlin Fax: (030) 88 57 49 55 E-Mail: mwberlin@malemb.de

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »