„No-Billag“ gefährdet kulturelle Vielfalt

ver.di und die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) befürchten, dass die bevorstehende Volksabstimmung zu den Rundfunkgebühren in der Schweiz, die No-Billag-Initiative, verheerende Auswirkungen auf die Medien- und Kulturlandschaft nicht nur in der Schweiz haben könnte. Das Ergebnis der Abstimmung habe auch Signalwirkung auf die Debatte in Deutschland.

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gewährleistet für die Bürgerinnen und Bürger verlässliche Informationen und vielfältige Kulturangebote, die unabhängig von Staat und Markt sind. Das ist ohne solide öffentliche Finanzierung durch die Allgemeinheit nicht möglich“, erklärte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. „Wer dieses System abschafft, begibt sich ohne Not in die Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage.“

Nach Ansicht von DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens wäre damit allerdings nicht nur die mediale, sondern auch die kulturelle Grundversorgung in Gefahr: „Die öffentlich-rechtlichen Orchester, Chöre und Bigbands in Deutschland leisten mit ihrer integrativen Arbeit und ihrem Engagement in der Musikvermittlung einen unersetzlichen Beitrag für die Gesellschaft. Ohne ausreichende Beiträge wäre dieses einzigartige Kulturangebot massiv gefährdet.“

Am kommenden Sonntag, den 4. März, werden die Schweizerinnen und Schweizer über die Forderung nach einem Gebührenverbot entscheiden. Würde die Mehrheit zustimmen, verlöre die SRG sofort Dreiviertel ihres jährlichen Bugdets. Im Vorfeld der Abstimmung haben nicht nur in der Schweiz Gewerkschaften, Kirchen, Verbände und Künstler_innen zur Solidarität mit der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft, SRG, aufgerufen, darunter auch zahlreiche ver.di-Gliederungen. Der ver.di-Senderverband im WDR organisiert morgen um 13 Uhr eine Kundgebung auf dem Wallraffplatz in Köln.

Weitere aktuelle Beiträge

Weimer, ein konservativer Kulturkämpfer

Der neue Staatsminister und Bundesbeauftragter für Kultur und Medien Wolfram Weimer gilt politisch als Vertreter des liberal-konservativen Spektrums. Als ausgewiesener Kenner der Kulturpolitik war er bis zu seiner überraschenden Berufung im Mai nicht aufgefallen. Dagegen kann er aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen als Chefredakteur diverser Blätter (Welt, Cicero, Focus) sowie als Verleger des Magazins The European im Medienbereich eine beachtliche Expertise vorweisen.
mehr »

Der Schutz muss für alle gelten

Das israelische Militär hat ein Pressezelt im Gazastreifen angegriffen und dabei mehrere Journalisten des Senders Al-Dschasira getötet. Darunter Anas Al-Sharif, den die israelische Regierung als Terroristen bezeichnet. Für die Pressefreiheit ist das eine Katastrophe.
mehr »

Pressegesellschaft schafft neues Monopol

Mit großen Bedenken und scharfer Kritik reagieren Gewerkschaften auf die Übernahme der Medienholding Süd durch die Neue Pressegesellschaft (NPG) mit Sitz in Ulm. Alle Stuttgarter Zeitungstitel, Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie weitere traditionelle Regionalblätter aus Baden-Württemberg wie die Eßlinger Zeitung und der Schwarzwälder Bote werden künftig unter dem Dach der NPG, zu der auch die Südwest Presse, die Märkische Oderzeitung und die Lausitzer Rundschau gehören, weitergeführt.
mehr »

Das Schicksal von Toshiko Sasaki

Als am 31. August 1946 das us-amerikanische Magazin „The New Yorker“ an den Zeitungskiosken auslag, verriet das Titelblatt in keinster Weise, welche Geschichte im Heftinneren auf den Leser wartete. Die Vorderseite des Einbands stammte wie so oft von dem New Yorker Künstler Charles E. Martin und zeigte eine friedliche Parklandschaft, in der Menschen spielen, tanzen oder spazierengehen. Drinnen aber entfaltete sich in einer Reportage mit dem Titel „Hiroshima“das  Grauen, das dem Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Japan folgte.
mehr »