Leidenschaftlich und kämpferisch

Zur Erinnerung an Gisela Kessler

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft und ihr Fachbereich Medien, Kunst und Industrie trauern um ihre Kollegin Gisela Kessler, die am 14. Mai 2014 in ihrer Wahlheimatstadt Nürnberg nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben ist.

Foto: Bert Bostelmann
Foto: Bert Bostelmann

Gisela Kessler war vor ihrem Eintritt in den Ruhestand von 1992 bis 1995 stellvertretende Vorsitzende der Industriegewerkschaft Medien – Druck und Papier, Publizistik und Kunst, einer der ver.di-Gründungsorganisationen, nachdem sie über 20 Jahre als Frauensekretärin im Hauptvorstand der IG Druck und Papier und der IG Medien gewirkt hatte.

In ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main entfaltete die junge kaufmännische Angestellte schon während ihrer Ausbildung gewerkschaftliche Aktivitäten, wurde freigestellte Jugendvertreterin beim Fernmeldeamt 1 in Frankfurt und später stellvertretende Personalratsvorsitzende bei der Deutschen Bundespost. Später arbeitete Gisela Kessler von 1967 bis 1971 als Rechtsschutzsekretärin beim DGB in Wiesbaden, bevor sie 1972 als Frauensekretärin zur IG Druck und Papier nach Stuttgart wechselte.

Untrennbar mit ihrem Namen verbunden bleibt die Solidaritätsbewegung mit den Heinze-Frauen und deren Kampf um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, die Ende der 1970er bundesweit Aufsehen erregte. Die Frauen gewannen ihre Prozesse 1981 in letzter Instanz. Zur Urteilsverkündung des Bundesarbeitsgerichts demonstrierten 7.000 Menschen in Kassel. So hat Gisela Kessler die gewerkschaftliche Frauenarbeit weiterentwickelt, wirkte u. a. als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Papierverarbeitungskonzerns VP Schickedanz und als Vorsitzende der Vertreterversammlung in der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung. Sie organisierte spektakuläre Aktionen wie das „Tribunal gegen Flexibilisierung und ungeschützte Arbeitsverhältnisse“ 1988 in Wiesbaden.
In ihrem Ruhestand beteiligte sich die Gewerkschafterin 2004 maßgebend an der Gründung und dem Aufbau der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) und 2007 an deren Zusammenschluss mit der PDS zur Partei „Die Linke“, in der sie bis 2009 die Funktion einer stellvertretenden Vorsitzenden des Ältestenrats bekleidete.

Gisela Kesslers „Ideen, ihr Feuer, ihre Ausdauer wurden und werden geschätzt und bewundert“, schrieb die Journalistin Marina Achenbach in einem Porträt über die Gewerkschafterin. Gisela Kessler hat ihr Leben lang leidenschaftlich und kämpferisch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Durchsetzung und Verteidigung ihrer Interessen in Betrieb und Gesellschaft ermutigt und sie dabei beraten und unterstützt, stellten ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske und Vize Frank Werneke fest. Und: „Wir werden Gisela Kessler nicht vergessen und uns stets respektvoll an sie erinnern.“

hem

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »