Neu: Deutsche Journalistenschule vergibt Fellowships

Die Deutsche Journalistenschule (DJS) in München und ambitionierte Regionalzeitungen investieren gemeinsam in die Nachwuchsarbeit: Sie starten ein Fellowship-Programm, das die besten Nachwuchsjournalisten mit qualitätsbewussten Regionalzeitungen zusammenbringt. Die Fellowships schaffen einen Anreiz für Schülerinnen und Schüler der ersten Journalistenschule Deutschlands, an der digitalen Transformation von zukunftsorientierten regionalen Häusern
mitzuwirken.

Partner der ersten Stunde sind die Augsburger Allgemeine, die Mittelbayerische Zeitung und die Nürnberger Nachrichten.

“Wir haben uns entschlossen, gemeinsam noch mehr in die Nachwuchsarbeit zu investieren”, erklärte DJS-Leiterin Henriette Löwisch. “Uns verbindet die Überzeugung, dass regionale und lokale Berichterstattung systemrelevant für die Demokratie sind.” Das Programm steht auch anderen digital aufgestellten Häusern offen. Schülerinnen und Schüler der 58. Lehrredaktion, die in diesem Herbst mit der Ausbildung an der DJS beginnen, können sich für die Fellowships bewerben. Sie arbeiten dann drei Monate lang in der jeweiligen Partnerredaktion, entwickeln plattformübergreifende Projekte und vertiefen, was sie an der DJS gelernt haben, von der Zielgruppenanalyse bis zur Datenrecherche, von der Reportage bis zum Webvideo. Während der Praktikumszeit erhalten die Fellows Volontärsbezüge nach Tarif oder darüber.

Mit dem Fellowship-Programm reagieren die beteiligten Verlage auf das Nachwuchsproblem im Journalismus. Die Durchschnittsqualität der Volontariats-Bewerber sinkt gerade in einer Zeit, in der Leserinnen und Leser nur mit Qualität überzeugt werden können, für digitale Inhalte zu bezahlen. “Wir möchten da intensiv gegensteuern, sowohl was unsere eigene Ausbildung angeht, als auch in Zusammenarbeit mit der DJS”, sagte der Chefredakteur und Geschäftsführer der Mittelbayerischen Zeitung aus Regensburg, Manfred Sauerer. “Dem Spitzennachwuchs bieten wir die Chance, digitale Projekte schneller und unbürokratischer umzusetzen als es in größeren Häuser oft möglich ist.” Auch der Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Michael Husarek, setzt zusätzlich zum eigenen Volontariat auf Fellows, die an der DJS gelernt haben, hochwertige Inhalte für Online zu produzieren, neue Formate zu entwickeln und journalistische Standards auf allen Plattformen durchzusetzen. “Wir wissen sehr gut, dass der digitale Wandel unausweichlich ist”, sagte Husarek. “Jetzt wollen wir dem schlechten Ruf der Regionalpresse beim Nachwuchs entgegentreten. Denn wir sind ambitioniert, glauben an die Zukunft und leisten sehr, sehr gute
Arbeit.”

Die Augsburger Allgemeine setzt darauf, dass sich die Fellows und die Volontäre der hauseigenen Günter-Holland-Journalistenschule gegenseitig inspirieren. “Als eine der vier größten Tageszeitungen Deutschlands achten wir einerseits auf eine überregionale Ausstrahlungswirkung, sind aber gleichzeitig fest verankert in der Region”, erklärte Chefredakteur Gregor Peter Schmitz. Getestet hat die Augsburger Allgemeine die Zusammenarbeit mit der DJS dieses Jahr bereits in einem gemeinsamen Design Sprint, bei dem der Instagram-Kanal “schwabeneltern” entwickelt wurde.

Die Deutsche Journalistenschule in München ist die älteste unabhängige Ausbildungsstätte für Journalismus im deutschsprachigen Raum. Jedes Jahr werden dort 45 ausgewählte Nachwuchsjournalisten zu Redakteurinnen und Redakteuren ausgebildet. 30 der 45 absolvieren zusätzlich zu den 15 Monaten an der DJS ein Masterstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Ausbildung ist für die Studierenden kostenfrei und wird von dutzenden Medien, Verbänden, Institutionen, Unternehmen und Stiftungen getragen. Kontakt: Henriette Löwisch, loewisch@djs-online.de, 089/2355740

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Grokipedia: Musks Angriff auf die Wahrheit

Einen Monat nach dem Start von Elon Musks Grokipedia wird deutlich: Mithilfe von „Künstlicher Intelligenz" lässt sich im großen Stil „Informationskrieg" führen. Das alternative Online-Lexikon des rechten Milliardärs zielt erklärtermaßen darauf ab, den Stellenwert von Wikipedia zu unterminieren. Dabei geht es heutzutage unter anderem darum, in die Trainingsdaten großer Sprachmodelle (LLMs) einzufließen.
mehr »

ver.di-Preis für Porträt einer ugandischen Freiheitskämpferin

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK ist Geschichte. Vom 27. Oktober bis zum 2. November wurden insgesamt 252 Filme und XR-Arbeiten gezeigt. Neben den berühmten Goldenen und Silbernen Tauben und zahlreichen weiteren Preisen wurde auch der mit 2.000 Euro dotierte ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness verliehen.
mehr »

Digitale Souveränität ist möglich

Markus Beckedahl, Gründer des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie, erklärt im epd-Podcast "Läuft", warum eine grundlegende Unabhängigkeit von großen, meist US-amerikanischen Technologiekonzernen wie Google, Meta oder X wichtig und nötig ist - und vor allem: wie sie möglich ist. Digitale Souveränität, so Beckedahl, bedeutet nicht Isolation oder technologische Autarkie, sondern die Freiheit, selbstbestimmte Entscheidungen im digitalen Raum zu treffen.
mehr »

EU ringt um digitale Regulierung

Trump droht mit Sanktionen. Denn einige US-amerikanische Online-Plattformen werden künftig etwas weniger Gewinn machen als bisher, wenn sie sich um Content-Moderation kümmern müssen. Schließlich will die EU Youtube, Instagram, X und andere verpflichten, illegale Inhalte von ihren Plattformen zu entfernen und ihre Funktionsweisen transparenter zu machen. Diese Eingriffe würden Sanktionen zufolge haben, verlautbarte der US-Präsident. Sanktionen als Preis dafür, die Orte gesellschaftlicher Auseinandersetzung weniger hasserfüllt zu gestalten?
mehr »