„kinowelt.de“ fordert „Cinema“ heraus, muss aber auf sein bestes Stück verzichten
Die Idee ist clever – zu clever, fand die Konkurrenz und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Filmverleih Kinowelt hatte der ersten Ausgabe seiner im Dezember 2000 erstmals erschienenen Zeitschrift „kinowelt.de“ eine DVD mit komplettem Kinofilm beigelegt (Coppolas Grisham-Verfilmung „The Rainmaker“). Zeitschrift plus DVD, und all das für nur sechs Mark: Das sei nach der deutschen Zugabeverordnung Wettbewerbsverzerrung, fanden die Gerichte.
Da Kinowelt an der Kombipackung festhalten will, wird der Verlag neue Vertriebswege suchen. Muss er auch, denn die DVD ist für Gewohnheitskäufer der „Cinema“ der einzige Grund, ihrem Stammblatt untreu zu werden. Schon „Cinema“ ist ja nicht unbedingt für kritischen Journalismus bekannt. „kinowelt.de“ aber beschränkt sich fast ausschließlich auf Hofberichterstattung aus Hollywood. Dass in Porträts und Interviews (im ersten Heft: Jennifer Lopez, Ben Affleck u.a.) keine kritischen Untertöne auftauchen, liegt nahe; doch auch die Besprechungen neuer Filme beschränken sich auf Inhaltsangaben, die in ein durch die Bank positives Fazit münden. Große Hoffnungen setzt man bei Kinowelt auf die Synergie-Effekte: Wie einige andere neue Titel auch („vivian“, inzwischen wieder eingestellt) wurde mit dem Kioskstart auch ein gleichnamiger Internetauftritt gestartet. Hier gibt es nicht nur weitere Informationen (etwa in Form von Datenbanken), sondern auch viel Einkaufsfläche für Kinokarten, Merchandising-Produkte und alles andere, was (laut Eigenwerbung) „das Kinoherz begehrt“.