Unsichere Perspektive: Keine Aufstockung der Finanzen und der Jahresetat droht zu schrumpfen
Die Deutsche Welle steht offenbar vor einem radikalen Umbau. Nach Plänen der Intendanz soll der Auslandsrundfunk in den nächsten Jahren in ein integriertes Multimediaunternehmen transformiert werden. Dabei soll es aufgrund von vermeintlichen Sparzwängen auch zur Reduzierung journalistischer und technischer Leistungen kommen.
Bereits in diesem Jahr müsse der Sender eine Deckungslücke von „mindestens zehn Millionen Euro“ schließen, beschrieb unlängst DW-Rundfunkratsvorsitzender Valentin Schmidt die „schwierige Etatlage“. Anträge von DW-Intendant Erik Bettermann, die aktuellen Finanzmittel aufzustocken, waren von der Bundesregierung im vergangenen Jahr abschlägig beschieden worden. Nun droht sogar ein weiteres Schrumpfen des aktuell bei 273 Millionen Euro liegenden Jahresetats. Selbst bei einer Stagnation auf dem gegenwärtigen Stand fehlen bis 2014 allein durch Kostensteigerungen rund 23 Millionen Euro.
Angesichts der unsicheren Zukunftsperspektive macht sich in der Belegschaft Unruhe breit. Für Irritationen sorgte DW-Intendant Bettermann bereits Ende 2010, als er in einem Gespräch mit dem epd ankündigte, der strukturelle Umbau der Welle werde nicht ohne eine beträchtliche Verringerung von Arbeitsplätzen abgehen. Die Zahl der abzubauenden Stellen bezifferte er vage auf „eher im dreistelligen Bereich“ liegend.
„Schlankere Strukturen“, eine „straffere redaktionelle Koordination“ sowie ein „verringerter Bedarf an Personal“ – diese Zielsetzungen finden sich auch in einem intern diskutierten Papier. Die bislang durchgesickerten Details sehen harte Schnitte im Service der Deutschen Welle vor. Im Radiobereich steht das Kurzwellenprogramm zur Disposition; diverse Fremdsprachenangebote sollen verringert oder abgeschafft werden. Auch die deutschsprachige tagesaktuelle Berichterstattung soll keine Zukunft mehr haben. Im TV-Bereich soll stärker mit ARD und ZDF kooperiert werden, Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit Privatsendern und Verlagen. Festgehalten werden soll dagegen an den beiden Standorten Bonn und Berlin. Allerdings dürfte es zu standortübergreifenden Zusammenlegungen von Fachredaktionen kommen. Ausgemacht ist auch eine Fusion der spanischen und arabischen Sprachredaktion.
Dem Vernehmen nach ist noch nichts definitiv entschieden. Bis zum 18. März sollte eine Arbeitsgruppe einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen. Die konkrete Planung soll bis Mai dieses Jahres abgeschlossen sein.
kel