„Financial Times Deutschland“

Die Zeit der Sandkastenspiele ist seit dem 21. Februar für die Redaktion der „Financial Times Deutschland“ (FTD) vorbei. Auf 72 lachsfarbenen Seiten feierte das ambitionierteste Zeitungsprojekt der letzten Jahrzehnte seine Premiere. Gruner + Jahr und der britische Medienkonzern Pearson investieren 250 Millionen Mark in den Printtitel, der in vier bis Jahren 120 000 Exemplare täglich verkaufen und dann schwarze Zahlen schreiben soll. Die „FTD“ will die schnellste überregionale Tageszeitung Deutschlands sein: Erst um 22.30 Uhr ist Redaktionsschluss.

Chefredakteur Andrew Gowers und Verlagsgeschäftsführer Michael Rzesnitzek sehen das Blatt als „mögliche Lösung zur Informationsüberflutung“. Die neue Wirtschaftstageszeitung will Mehrwert bieten im Sinne von Auswahl, Einordnung, Kommentar. Viele Zeitungen nähmen im Tagesgeschäft alles auf, was Unternehmen, Verbände und Politik verlautbaren. Auf Geschichten, die die Märkte nicht bewegen, will Gowers verzichten. Der Anspruch, an dem der Chefredakteur in Zukunft gemessen wird: „Wir wollen kein zusätzlicher Beitrag zur Informationsüberflutung sein, sondern eine mögliche Lösung dazu.“

Die 130 „FTD“-Journalisten sollen kommentierend schreiben, auch in Nachrichten und Überschriften. Die Redakteure arbeiten in Teams, einer „Struktur, wie sie in deutschen Zeitungen nicht üblich ist“, so Gowers. Ein Team von Journalisten erkenne Zusammenhänge besser und sei schlagkräftiger. „In unserer Zeitung werden sehr oft drei oder vier Namen über oder unter dem Artikel stehen, wobei nur einer die Texte schreibt, die anderen Informationen liefern. Aber der Erfolg der Geschichte wird geteilt.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »

AfD als Social Media Partei überschätzt

Eng vernetzt mit dem extrem- und neurechten Vorfeld und gezielt provozierend mit rassistischem Content: Die Landtagswahlkämpfe der AfD in Sachsen, Thüringen und Brandenburg waren von einer hohen Mobilisierung geprägt, auch über die sozialen Medien. Eine aktuelle Studie der Otto Brenner Stiftung (OBS) in Frankfurt am Main zeigt nun aber: die Auftritte der AfD auf Social Media sind weit weniger professionell als zuletzt häufig kolportiert und es gibt deutliche regionale Unterschiede.
mehr »