Gekappte Integration

Funkhaus Europa (FHE), die Integrationswelle des WDR, bleibt von Etatkürzungen innerhalb der größten ARD-Anstalt ausgenommen. So die offizielle Verlautbarung. „Stattdessen bekommt das kleine Team von Funkhaus Europa immer breitere Aufgaben“ heißt es in einer Stellungnahme der ver.di-Betriebsgruppe.

Als Anfang des Jahres der RBB Radio Multikulti einstellte, entfiel auch die tägliche Zulieferung von zwei Sendestunden von Berlin nach Köln. Die Lücke wurde von den Kolleginnen und Kollegen vom FHE geschlossen. Nun entfällt ab Januar die Zulieferung der spanischen und griechischen Sendungen vom Hessischen Rundfunk. Künftig sollen diese Sendungen vom FHE produziert werden.
Auf Grund der Änderungen sahen sich die WDR-Oberen gezwungen, das Sendeschema vom FHE zu verändern – über die Köpfe der Belegschaft hinweg, wie ver.di kritisiert. So entfällt künftig das türkische Morgenmagazin „Köln Radyosu“. Mit der verbliebenen türkischen Abendsendung werde der Wegfall sehr ungenügend kompensiert, monieren die Macherinnen und Macher des Morgenmagazins die Entscheidung der Sendeleitung.
Die im WDR ausgebrochene Debatte sowohl über das Verhalten der Leitungsgremien wie auch über den Wert des Integrationssenders dürften die Chefinnen und Chefs nicht „einfach aussitzen“. Wenn nicht noch einmal das „Nachdenken anfängt, dann ist der Schaden enorm – für die Hörerinnen und Hörer, für die Kolleginnen und Kollegen und für eine Integration, die die Existenz unterschiedlicher kultureller Hintergründe und Sprachen akzeptiert“, befürchten die ver.dianer im WDR.

fre 

Weitere aktuelle Beiträge

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »